Ein Ex-„Beyschläger“ schreibt

 

 

 

Beyschlag Sylt und Heide

Vergangenheit: Sylt.       Gegenwart: Heide.

Ein ehemaliger Unternehmensmitarbeiter schreibt, 24. Mai 2006.
Vielen Dank, Ulrich Garillon.

Guten Tag Herr Andersen,
ein nicht unwesentlicher Teil meines eigenen Berufslebens bei Beyschlag spiegelt sich in Ihren Beschreibungen wider, wenn auch nicht so exponiert und von der anderen Fakultät (Mechanik). Es ist einfach schön, zu erfahren, wie andere Menschen an anderer Stelle ihr Berufsleben erfahren haben und, wie gesagt, es gab ja immer wieder Tangenten.
Als Mechaniker hat mich hat die Elektronik in ihren Bann gezogen und begeistert. Da wurden mechanische Abläufe möglich, die ohne Elektronik in der Tat nicht zu bewerkstelligen gewesen wären. Andererseits, ohne Mechanik wäre Elektronik auch nicht nötig, mal abgesehen von den physikalischen Gegebenheiten, die ja von grundsätzlicher Natur sind, und insofern ist alles elektronisch, auch das Mechanische.
Als mein Berufsleben in der Firma Beyschlag begann, gab es noch "Westerland", quasi als Konzernmutter. Man sprach von den "Westerländern". Und alles, was von dort den Standort nach Heide wechselte, wurde mit Respekt behandelt, ehrfürchtig wäre übertrieben.
Als Mechaniker, zunächst in der Fertigung (Schweißerei), später in der mechanischen Werkstatt, habe ich den Wandel der Technik an vorderster Front hautnah erlebt, sozusagen vom Röhrenverstärker zum Transistor-Amplifier. Ein Herr Scheppler dachte noch in Relaisschaltungen und er konnte damit die meisten Steuerungsaufgaben lösen. Die Einführung des Computers in die Schweißmaschinensteuerung, die damit verbundenen Probleme und deren Lösung – das war spannend, auch wenn wir das nur am Rande mitbekamen, wenn Herr Rehn oder Herr King vor Ort Hand anlegen musste. Das intensive Zusammenspiel zwischen
Elektronikern und Mechanikern, eigentlich allen Beteiligten, war das Besondere, das Einmalige in dieser Firma.
Ihr völlig unauffälliges, engagiertes Wirken im Hintergrund, Ihre Bereitschaft, Auskunft zu geben, Wissen zu verbreiten, auch zwischen Tür und Angel, hat mich damals sehr beeindruckt und beflügelt, neugierig zu bleiben. Alle Beteiligten, so mein unauslöschlicher Eindruck, waren konkurrenzlos an Problemlösungen interessiert.
Jeder, auch das Bedienpersonal vor Ort an den Maschinen, gab wertvolle Hinweise, die in sachkundiger Hand und sachkundigem Kopf in Lösungen umgesetzt werden konnten, mal
mechanisch, mal elektronisch. Wir erfuhren, wie schwierig es sein kann, in einer elektrisch "verseuchten" Umgebung punktgenau kleinste Produkte (MBA) bei hohen Taktraten zuverlässig messen zu können. Und wenn ich mich aus persönlicher Neigung auf der Hannover-Messe mal nach gleichwertigen Maschinen umgesehen habe, dann konnte ich feststellen: Kein Anbieter konnte Kappen so schnell sortieren und fördern wie wir bei Beyschlag. Alle Produktionsmaschinen einschließlich Steuerung waren ja im eigenen Haus entwickelt worden.
Als ich davon erfahren habe, dass später Teile der Produktion ins kostengünstigere Ausland verlegt wurden, war mir sofort klar: Um dieses hochwertige Equipment produzieren lassen zu können, müßte man eigentlich die Techniker gleich mit "exportieren". Das "Gefühl" für "unsere" Maschinen kann eigentlich nur jemand haben, der die Möglichkeit hatte, die Entwicklung und das ganze Umfeld miterlebt zu haben.
Die Firma Beyschlag und allen Menschen, denen ich innerhalb der Firma begegnet bin, sei es aus der Konstruktion (Sprogis, Ganter), der Mechanischen Werkstatt (Scholz, Dittler), aus den Laboren (Andersen, Dreesen, King, Rehn, Hansen) – man müßte sie eigentlich alle benennen, auch Herrn Düll, der immer wieder mit neuen Ideen kam, fast halsstarrig, und umsetzen wollte, was manchmal physikalisch nicht möglich war. Ein Visionär, der an die Kraft der Gedanken glaubte und vieles bewegt hat.
Und es gab ja nie Barrieren innerhalb der Firma. Sie haben mir Carnap als Lektüre empfohlen, weil mich Logik und punktgenaue, problemorientierte Sprache begeisterte. Kurzum, es war eine interessante und persönlich außerordentlich bereichernde Zeit in Heide bei der Firma Beyschlag.
Herr Andersen, ich habe mich stundenlang mit Ihrer Webseite befaßt und jede Zeile mit großer Freude gelesen. Ein kleiner Abschnitt meines eigenen Berufslebens ist da auf wunderbare Weise beschrieben.
P.S.: Von Herrn Dittler, der mich auf Ihre Webseite aufmerksam machte, übermittle ich ebenfalls die besten Wünsche und herzliche Grüße,
Ihr Ulrich Garillon.