Guten
Tag Herr Andersen,
ein nicht unwesentlicher Teil meines eigenen Berufslebens bei
Beyschlag spiegelt sich in Ihren Beschreibungen wider, wenn auch
nicht so exponiert und von der anderen Fakultät (Mechanik).
Es ist einfach schön, zu erfahren, wie andere Menschen an
anderer Stelle ihr Berufsleben erfahren haben und, wie gesagt,
es gab ja immer wieder Tangenten.
Als Mechaniker hat mich hat die Elektronik in ihren Bann gezogen
und begeistert. Da wurden mechanische Abläufe möglich,
die ohne Elektronik in der Tat nicht zu bewerkstelligen gewesen
wären. Andererseits, ohne Mechanik wäre Elektronik
auch nicht nötig, mal abgesehen von den physikalischen Gegebenheiten,
die ja von grundsätzlicher Natur sind, und insofern
ist alles elektronisch, auch das Mechanische.
Als mein Berufsleben in der Firma Beyschlag begann, gab es noch
"Westerland", quasi als Konzernmutter. Man sprach von
den "Westerländern". Und alles, was von dort den
Standort nach Heide wechselte, wurde mit Respekt behandelt, ehrfürchtig
wäre übertrieben.
Als Mechaniker, zunächst in der Fertigung (Schweißerei),
später in der mechanischen Werkstatt, habe ich den Wandel
der Technik an vorderster Front hautnah erlebt, sozusagen vom
Röhrenverstärker zum Transistor-Amplifier. Ein Herr
Scheppler dachte noch in Relaisschaltungen und er konnte damit
die meisten Steuerungsaufgaben lösen. Die Einführung
des Computers in die Schweißmaschinensteuerung, die damit
verbundenen Probleme und deren Lösung das war spannend,
auch wenn wir das nur am Rande mitbekamen, wenn Herr Rehn oder
Herr King vor Ort Hand anlegen musste. Das intensive Zusammenspiel
zwischen
Elektronikern und Mechanikern, eigentlich allen Beteiligten,
war das Besondere, das Einmalige in dieser Firma.
Ihr völlig unauffälliges, engagiertes Wirken im Hintergrund,
Ihre Bereitschaft, Auskunft zu geben, Wissen zu verbreiten, auch
zwischen Tür und Angel, hat mich damals sehr beeindruckt
und beflügelt, neugierig zu bleiben. Alle Beteiligten, so
mein unauslöschlicher Eindruck, waren konkurrenzlos an Problemlösungen
interessiert.
Jeder, auch das Bedienpersonal vor Ort an den Maschinen, gab
wertvolle Hinweise, die in sachkundiger Hand und sachkundigem
Kopf in Lösungen umgesetzt werden konnten, mal
mechanisch, mal elektronisch. Wir erfuhren, wie schwierig es
sein kann, in einer elektrisch "verseuchten" Umgebung
punktgenau kleinste Produkte (MBA) bei hohen Taktraten zuverlässig
messen zu können. Und wenn ich mich aus persönlicher
Neigung auf der Hannover-Messe mal nach gleichwertigen Maschinen
umgesehen habe, dann konnte ich feststellen: Kein Anbieter konnte
Kappen so schnell sortieren und fördern wie wir bei Beyschlag.
Alle Produktionsmaschinen einschließlich Steuerung waren
ja im eigenen Haus entwickelt worden.
Als ich davon erfahren habe, dass später Teile der Produktion
ins kostengünstigere Ausland verlegt wurden, war mir sofort
klar: Um dieses hochwertige Equipment produzieren lassen
zu können, müßte man eigentlich die Techniker
gleich mit "exportieren". Das "Gefühl"
für "unsere" Maschinen kann eigentlich nur jemand
haben, der die Möglichkeit hatte, die Entwicklung und das
ganze Umfeld miterlebt zu haben.
Die Firma Beyschlag und allen Menschen, denen ich innerhalb der
Firma begegnet bin, sei es aus der Konstruktion (Sprogis, Ganter),
der Mechanischen Werkstatt (Scholz, Dittler), aus den Laboren
(Andersen, Dreesen, King, Rehn, Hansen) man müßte
sie eigentlich alle benennen, auch Herrn Düll, der immer
wieder mit neuen Ideen kam, fast halsstarrig, und umsetzen wollte,
was manchmal physikalisch nicht möglich war. Ein Visionär,
der an die Kraft der Gedanken glaubte und vieles bewegt hat.
Und es gab ja nie Barrieren innerhalb der Firma. Sie haben mir
Carnap als Lektüre empfohlen, weil mich Logik und
punktgenaue, problemorientierte Sprache begeisterte. Kurzum,
es war eine interessante und persönlich außerordentlich
bereichernde Zeit in Heide bei der Firma Beyschlag.
Herr Andersen, ich habe mich stundenlang mit Ihrer Webseite befaßt
und jede Zeile mit großer Freude gelesen. Ein kleiner Abschnitt
meines eigenen Berufslebens ist da auf wunderbare Weise beschrieben.
P.S.: Von Herrn Dittler, der mich auf Ihre Webseite aufmerksam
machte, übermittle ich ebenfalls die besten Wünsche
und herzliche Grüße,
Ihr Ulrich Garillon.