Gott hat nicht Anfang noch Ende, da alles aus ihm hervorgeht, wodurch er als der ewig
Seiende der Ursprung allen Seins ist. Viele Philosophen stellen diesem Sein das absolute Nichts gegenüber oder relativieren den Begriff. Physiker verweisen auf einen singulären Massepunkt im Raum, der das Universum im Urknall zur Ausdehnung anregte, wodurch Zeit
entstand.
Ist das alles glaubhaft? Was meint "absolutes Nichts?" Was heißt "Ursprung allen Seins?" Entstand Zeit? Realphilosophie braucht
Realphysik. Theologie auch?
Logik an sich besteht nicht im Denken, sondern sie liefert das Kontroll-Instrument, um folgerichtiges Denken
zu rechtfertigen und formal falsches Denken zu entlarven, sagt der Logiker und Denklehrer Albert Menne (1923-1990).
Teilen wir
aus irdischer Perspektive das Universum als "Welt aller Welten" inhaltlich in die nicht-menschgemachte Welt und die
menschgemachte Welt, so widerspricht sich ein "Absolut-Nichts"-Denker durch seine Existenz selbst. In der allweltlichen Gesamtheit
mit ihren allweltlich gewesenen, seienden und werdenden "Etwas" führt jedes Denken an "niemals Vorhandenes" unabwendbar zu
einem "Irgendwas". Die Aussage "Absolut-Nichts" meint "allweltliche Nicht-Existenz", und so wird der universal erste grundlegende
Denk-Widerspruch deutlich: Er weist "niemals Vorhandenes" als existent aus, somit als falsch. "Allweltliche Nicht-Existenz" kann
nicht gedacht werden, niemals Vorhandenes "ist immer und überall nur nicht", und so muss dieses Thema hiermit als abgeschlossen
denkbeendet werden.
Die "Welt aller Welten" als raumzeitlich randlos-unbegrenztes "Absolut-Alles" ist bedenkbar. Benutzen wir doch
den Begriff "Allheit". Die Allheit muss zwingend unteilbar sein, sie muss überall und immer gegenwärtig sein, denn "Nichts"
ist nur nicht. Die Allheit enthält, was original einmal gegenwärtig "da und dann" war (Hauptzeit Vergangenheit),
"hier und jetzt" ist (Hauptzeit Gegenwart), "dort und später" sein wird (Hauptzeit Zukunft).
Es sei darauf hingewiesen, dass
diese Zeitformen durch unterschiedliche raumzeitliche Systemgeschwindigkeiten unterschiedlich miteinander verbunden sind, wie die
Spezielle Relativitätslehre es nachweist (Albert Einstein, 1879-1955).
Die jedes fortschreitende Ereignis ausmachenden aufeinanderfolgenden Ereigniselemente in ihren raumzeitlich jeweils anderen "Hier und Jetzt"-Zuständen zeigen uns die Raumzeit in allen Zeitformen als allweltliche Grundlage und Voraussetzung für das "Sein" als War-Seiendes, Ist-Seiendes und Wird-Seiendes. Raumzeit nur als Abfolge von Veränderungen darzustellen reicht nicht aus, denn Ereignisse in einem Externsystem mit höherer Raumgeschwindigkeit sind aus
einem langsameren System als langsamer ablaufend berechenbar und messbar bis im Grenzfall mathematisch hin zur zeitlichen Dauergegenwart.
In der raumzeitlich gebundenen Allheit ist der philosophische Begriff der "seienden Ist-Gegenwart" zu erweitern, um ein Denken zu fördern über materielles und immaterielles Sein mit der Frage, ob ein unumfänglicher Gott mit dem unumfänglichen Allheit-Element geistig identisch sein kann.
Magnus Weidemann (1880-1967), einst evangelischer Pastor in Keitum/Sylt, befasst sich in seinem Aufsatz "Grundbegriffe
klären (Gott und Welt, Leben und Geist)" mit der Frage: Was ist "Wirklichkeit?" und sieht das Pflanzenleben, das Tierleben, das
Menschenleben " ... Es ist stets der eine Weg ... Vom Allgrund her, vom Allgeist, Allwissen und Allwillen, wozu wir gewöhnlich
einfach Gott oder Gottheit sagen, geht auch das religiös formierte Denken diesen Weg durch die Weltwaltung der absoluten, kosmischen Existenzordnung hindurch bis in unser menschlich einzeleigenes Geistleben hinein. Wir erleben es geistig als allsam, als dem All urlogisch verbunden. ... Es ist aber ein Geistdenkweg möglich: Vom All zum Einzel, vom Einzel zum All. Wir schauen hier wie in ein Spiegelbild. Ich gehe diesen Weg: Geist Allweltexistenz Leben Menschsein Gott ist Geist. ... Wir bleiben nicht, das Leben aber bleibt. Der Geist kann uns die volle Wahrheit geben: Wir glauben an ein Ewiges: Das Leben!"
Auf diese Weise kann geistiger Gott geistige Allheit sein, doch ohne diesen geistigen Hintergrund wird Religiosität von den meisten Menschen einfach praktisch gelebt und empfunden. Sich mit realphysikalischen Fragen auseinanderzusetzen ist weder vorausgesetzt noch notwendig.
Realphilosophie hingegen braucht
gut vorbereitete Kenntnis und kompetente Kritik der vorliegenden theoretischen Ergebnisse befähigter Fachleute, dazu praktische Anwendungen, wodurch die Theorien bestätigt werden. Hendrik Antoon Lorentz (1853-1928), Albert Einstein, Max Planck (1858-1947) und weitere
beschäftigten sich mit urgründlichen immateriellen Naturgesetzen und materiellen Weltvorgängen, die "Wirklichkeit", wie Pastor Magnus Weidemann es sich wünschte, oft ausreichend beschreiben.
Zwei Behauptungen aus Kreisen der Physik verwundern allerdings. Zum
einen, dass "das Nichts" zur "Entstehung des Universums" nicht aus der Physik herauskäme, obwohl jeder Artikel, hier "das", auf ein Etwas zeigt niemals auf "Überhaupt-Nichts". Zum anderen, dass ein Urknall entstanden sei und dass durch diesen Impuls "die Zeit startete",
obwohl Zeit jedem Impuls, jedem Entstehen, jeder Bewegung im Kleinen ("Spin" der materiellen Elementarteilchen) und im Großen (Galaxien etc.) zwingend bereits innewohnt.
In der "Planck-Zeit" findet Bewegung statt im Wechsel von einem zum nächsten Gegenwartszustand als jeweils physikalisch kürzester Zustand. Wie dauerhaft Gegenwart im Raum "verweilt", ihre Zeitlichkeit bleibt unverändert. Absolutes Nichts ist nur
nicht und so ist das All aller Welten notwendig beginn-, ende-, lücken- und randlos in seinem Nur-Da-Sein. Hier lassen sich wohl Philosophie, Theologie und Physik schlüssig vereinigen: Raum und Zeit sind unentstehbar. Ereignisse und Dinge werden, sind oder waren im materiellen Wandel. Sie unterliegen immaterieller Gesetzmäßigkeit, sind bedenkbar, berechenbar, messbar, sind im folgerichtigen Denken beschreibbar und durch Abschätzung ihrer Art und Eigenart vielfach für die Menschheit praktisch anwendbar.
-----------------------------------------------------------------
Erich R. Andersen, *30.10.1937 in Westerland/Sylt. Hauptberuflich Ltd. Ingenieur, 1962-68 bei Litton Industries Hamburg und
Freiburg sowie bis 1996 Chefentwickler Hard- und Softwaresysteme bei Philips/Deutschland. Turnusmäßig-philosophische Treffen seit 1965, Hauptthemen
Ontologische Folgerichtigkeit und Widerspruchsfreiheit.