Murphy hat immer recht? Vorsicht, Satire.

 

 

 

Dass ein Geschehen, wenn es nur kann, „falsch“ läuft, hat Edward A. Murphy jun. entdeckt, aber was heißt „falsch“? Falsch für uns – aber bezogen auf das Geschehen? Wenn wir unterstellen, dass jemand eine Maschine konstruiert, entwickelt und gebaut hat und diese Maschine zwackt ihrem Erfinder während seiner Untersuchungen einen Finger ab, dann hat sie für diesen Erfinder „falsch“ gearbeitet, aber in ihrer Folgerichtigkeit hat sie genau das getan, was sie konnte. Was immer ein Geschehen in seinem räumlichen und zeitlichen Nacheinandersein bewirkt, es ist folgerichtig „abgelaufen“. Ein Objekt ist unfähig, etwas Falsches zu tun. Ein Subjekt als ein intelligentes Wesen kann das. Wenn dieses Wesen Falsches „tut“, indem es eine Maschine falsch konstruiert, falsch programmiert oder anderes mit ihr „falsch macht“, dann ist dieses „Falsche“ auf das zu beziehen, was dem subjektiven Individuum als Ergebnis vorschwebte. Es ist Ursache für das falsche Ergebnis, das in Wahrheit ein richtiges Ergebnis ist. Psychologisch gesehen ist ein Individuum dieser Art Träger von Erlebnissen, Wahrnehmungen und Gefühlen und ihm ist das eigene Ich bewusst. Beschränken wir die Anwendung des Begriffs „Subjekt“ auf ein solches Individuum, dann kommt es sehr häufig vor, dass seine Erwartung mit dem objektiv Eingetroffenen nicht übereinstimmt, die Erwartung also falsch war. Wer diesen „Edsel“ Murphy als ein Subjekt betrachtet, was unter gegebener Voraussetzung zulässig ist, wird erkennen müssen, daß Murphy’s Erkenntnis, dass alles, was „falsch laufen kann, falsch läuft“, falsch ist. Er hätte formulieren müssen, dass „alles falsch Laufende richtig läuft“ außer der falschen Erwartung, die ein Intelligenzwesen hiervon hatte. (Was Intelligenzwesen sind, sei hier nicht diskutiert, doch sei angemerkt, dass auch der allergeringste Grad von Intelligenz bereits dazu führt, dass ein Wesen intelligent ist). Dass Systementwickler, selbst wenn sie eine nur wenig komplexe Aufgabe zu erledigen haben, nicht selten beim kleinsten „Fehler“ ihres Systems emotional ausrasten und ihr Arbeitsgerät mit Füßen treten oder in die nächste Ecke schmeißen, um nach Stunden der Beruhigung von vorn zu beginnen, zeugt von ihrer geringen Erkenntnis darüber, dass ihre Erwartung falsch war. Das heißt, die Erwartung als solche war richtig, doch das, was sie enthielt, entsprach nicht dem, was das System zeitigte. Aber sie schieben die „Schuld“ dem unschuldigen (und zutiefst gleichgültigen) Objekt zu. Das bedeutet: Sie erzeugen ihrem Unternehmen ohne Not Kosten, besonders dann, wenn sie nach Jahr und Tag noch weiter in diesen Emotionen reagieren. Das Unternehmen trägt seinen Anteil an diesen Kosten, weil es seine Mitarbeiter nicht dazu bringt, ihre subjektiven Fehler einzugestehen, was gelänge, wenn ein Unterrichter die Mitarbeiter nicht falsch zu Einsicht und konsequenter Einhaltung dieser Einsicht befähigte. Es steht ja fest: Ein Mensch, der sich als erstes in Frage stellt, um in der Folge diese Frage nicht mehr entstehen zu lassen, dient den anderen Menschen (sprich: dem Unternehmen) und sich selbst am meisten; seine Wirksamkeit an Objekt und Kollegengesamtheit wäre so gut wie optimal. Also – ignorieren wir Murphy’s Laws! Murphy’s Laws sind Augenwischerei, um einfältige Menschen dauerhaft, kluge Menschen hin und wieder zu belustigen. Unlebendige Objekte können gar nicht falsch laufen. Führt ein Maschinen- oder sonstiges Programm zu schuldhaft unvorhergesehenen oder schuldhaft unvorhersehbaren Objektreaktionen, dann mögen sich Entwickler und ggf. Anwender fragen, ob sie im Vorfeld ihrer Entwicklungsarbeit oder während der Einarbeitungsphase mit dem Ziel, das Objekt zu beherrschen, genügend Phantasie in sich trugen, wodurch sie worst cases schon hätten abschätzen können. Sie mögen die Unternehmensleitung mit der Frage konfrontieren, warum sie den preiswerteren Aufwand, richtig auszubilden, gescheut hat. Ein Objekt so „cool“ betrachten und behandeln wie das Objekt „cool“ ist – das ist der einzige Weg, sich von einem Objektsystem nicht überraschen zu lassen.
Dann hat auch Mr. Murphy seine belustigenden Schrecken verloren (die es ja gar nicht gibt).