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Da war das noch was...

1972 !
Wie bitte?     Pro Sekunde?       Eine Million?       Meine Güte!
Das KANN nicht angehen.          –           Da STIMMT was nicht!

1972 !
Pardon?         Per second?          A million?           My goodness!
That CAN'T be.          –           There is something wrong!

 

Rüdiger Dreesen

Die Elektronik-Entwicklung wurde 1971 von Westerland nach Heide verlegt. Hier starteten wir in der Hauptsache mit den Entwicklungen eines schnellen präzisen Meßsystems und eines 6 kW/2,5 kV- Gleichspannungs-Netzteils für die neuen Laserabgleichmaschinen inklusive Regelung auf Konstanz der jeweiligen Verbrauchsleistung bei einer Spannungsrestwelligkeit von maximal 10 mV (Kenner können wissen, was dieses Letzte und was die Entwicklung und Realisierung der Hardware samt seinen Funktionen überhaupt bedeuten). Die Dithmarscher Landeszeitung zeigt Rüdiger Dreesen bei der Arbeit im E-Labor. Das Equipment spiegelt wider, was zum Handwerk im Umgang auch mit zu berücksichtigenden Impulsüberschneidungen im Submikrosekundenbereich notwendig war.

Electronics development was moved from Westerland to Heide in 1971. Here we started in the main with the development of a fast precision measuring system and a 6 kW/2.5 kV DC power supply for the new laser balancing machines including regulation for constancy of the respective power consumption with a maximum voltage ripple of 10 mV (connoisseurs know what this last one and what the development and realization of the hardware together with its functions mean at all). The "Dithmarscher Landeszeitung" shows Ruediger Dreesen at work in the E-Laboratory. The equipment reflects what is part of the craft in dealing with impulse overlaps in the sub-microsecond range.

 

Richard King

„Eine Million Additionen pro Sekunde“ – das wurde in selbst entwickelter Hardware mit zahlreichen digitalen Rechengattern (TTL) realisiert. Den Prototyp brachte Richard King in bewundernswert ruhiger Konzentration über mehrere Tage auf einer Laborlochplatine unter. Ungezählte Kabelverbindungen kontaktierten nach knapp gehaltener Zeichnungsvorlage ungezählte Digitalchipbeinchen kreuz und quer über die Platine miteinander, wozu es selbstverständlich notwendig war, jedem zugeschnittenen kürzeren oder längeren Käbelchen beidseitig ein Stückchen Kabelseele freizuschneiden und diese mit einem angewiesenen Chipbeinchen per Lötung zu verbinden. Das Arbeitsziel war, aus zwei 16-bit-Eingängen jede einzelne rechnerische Summe am Ausgang vorzeichenrichtig und fehlerfrei abzunehmen. Es klappte auf Anhieb. Zur Entwicklung moderner Steuerungs- und Regelungsgeräte für den vielfach unterschiedlichen, jeweiligen Aufgaben zugewiesenen Maschinenpark in den Produktionsabteilungen wurden kompromisslos die ersten erhältlichen Digitalbausteine verwendet, zunächst in DTL-, dann in TTL-Gattertechnik bei weiter zunehmender Funktionsvielfalt und -dichte innerhalb der einzelnen Bausteine bis hin zu Speicher-, Rechen-, In-Ouput-, Zeitablauf- und weiteren Funktionsdichten pro Substratflächenanteil und erreichte bald das zunehmende Leistungsvermögen der Mikroprozessor- und Mikrocontrollerchips. Der oben geschilderte vorzeichenrichtige 2 x 16 bit-Addierer verblieb als Laboraufbau im Haus zum Vergnügen späterer Fachleute, die sich anfängliche Pionierleistungen nicht oder kaum vorstellen können.

"One million additions per second" – this was realized in self-developed hardware with numerous TTL digital computing gates. Richard King placed the prototype in admirably calm concentration over several days on a laboratory circuit board. Countless cable connections contacted according to a concise sketch draft digital chips crisscrossed and crosswise over the board with each other which of course required to cut out a piece of cable core on both sides of each shorter or longer cable and to solder it to one of the instructed chip legs. The working goal was to take every single calculated sum from two 16-bit inputs at the output with the correct sign and without errors. It worked on the first try. For the development of modern control and regulation devices for the many different machines assigned to different tasks in the the production departments, the first available digital modules were used without compromise, first in DTL, then in TTL gate technology with increasing variety and density of functions within the individual components, including to memory, computation, in-out, timing and other densities of functions per substrate area fraction, and soon reached the increasing performance capabilities of microprocessor and microcontroller chips. The 2 x 16 bit adder described above remained as a laboratory set-up for the amusement of later experts, who can not or hardly imagine the initial pioneering.

 

Umzug einer Firma, 1974

„Weggang von Sylt“ bedeutet, dass das Hauptwerk nach Heide verlegt wurde. Das Zweigwerk hier hatte bereits einige Jahre unter der Leitung von Richard Otto existiert. Der überwiegende Teil der Sylter Belegschaft blieb in ihren Häusern und ihrem Umfeld auf der Insel. Ein kleiner Teil fand in Dithmarschen seine weitere Beschäftigung und ließ sich dort dauerhaft nieder. Es gab auch einige Pendler zwischen Westerland und Heide. Ich hatte mein Tinnumer Reiheneckhaus verkauft, nachdem meine Familie und ich das letzte vom Beyschlag-Unternehmen für einen Mitarbeiter erstellte Haus in Heide-Butendiek am Blauortweg bezogen hatten (es war das letzte erbaute Haus jenes Fertighausbau-Unternehmens, das danach pleite ging).
Die auf die Elektronik-Entwicklung der Firma wartenden Herausforderungen waren so offensichtlich und so interessant, dass ich vom Angebot meines vorherigen Arbeitgebers, nach Freiburg zurückzukehren, nicht Gebrauch machte. Ich bedankte mich bei dem Geschäftsführer Larry Ferber für diese Zugewandtheit.
Schon bald wurde aus der Elektronik-Entwicklung der Bereich „Elektronik-Entwicklung und Technische Software“ – der Mikroprozessor hatte Einzug gehalten und wir wollten, und mussten selbstverständlich auch, auf dem neuesten Stand der Technik bleiben und weiteren neuesten Ständen stets ohne Verzögerung folgen – nicht nur wir Entwickler, auch alle Fachleute, die in der E-Werkstatt unter Leitung von Rainer Nuppnau in sachkundiger Arbeit bereits prototyp-entwickelte Geräte und Systeme erstklassig in die Serie brachten, sie pflegten und, wenn notwendig, reparierten oder aktualisierten.

"Departure from Sylt" means that the main plant was moved to Heide. The branch plant here had already existed for several years under the management of Richard Otto. The majority of the Sylt workforce remained in their homes and their environment on the island. A small part found further employment in Dithmarschen and settled there permanently. There were also some commuters between Westerland and Heide. I had sold my end-of-terraced house at Tinnum on Sylt, after my family and I had moved into the last house built by the Beyschlag company for an employee in Heide-Butendiek on Blauortweg (it was the last house built by that prefabricated house building company, which subsequently went bankrupt).
The challenges waiting for the company's electronics development were so obvious and so interesting that I did not take up the offer of my previous employer to return to Freiburg. I thanked the managing director Larry Ferber for this kindness.
Soon the electronics development became the division "Electronics Development and Technical Software" – the microprocessor had made his arrival and we wanted, and of course we had to, keep up to date with the latest technology and state of the art and to follow the latest developments without delay – not only we developers, but also all those technical experts under the direction of Rainer Nuppnau in the E-workshop who professional were working on devices and systems which already were prototype-developed to the series production, maintained them and, if necessary, repaired or updated them.

 

Codierringe enstehen...

Die Automatisierung der Maschinen für die Produktion und ihre Sicherheit gegen Fehlfunktion und Gefahr von Verletzungen des Personals an den Maschinen zügig perfekt zu machen war eine meiner wichtigsten Aufgaben im Bereich der Elektronik- und Software-Entwicklung. Damit einher ging die Erhöhung des Durchsatzes der Produkte und die messtechnische Überwachung der zunehmend verbesserten Produktqualität, dieses verbunden mit zahlreich neuen Zuverlässigkeitstests an jedem Produkt. Mit den Kollegen aus dem Bereich der Mechanik-Konstruktion war eine außerordentlich gute Zusammenarbeit gegeben. Horst Sprogis hatte von den Bremer Borgward-Werken nach Westerland zu Beyschlag gewechselt und führte diese Abteilung. Ihm oblag es, die mit der technischen Geschäftsleitung abgestimmten neuen Vorhaben maßgeblich zu projektieren. Es liegt auf der Hand, dass das zumeist, wie auch ich es kannte, mit notwendigem Rückzug in die eigenen „vier Wände“ verbunden war. Horst Sprogis war in seiner Kompetenz, kompliziert und schnell laufende Maschinen zu konstruieren, von jenen, die sein Wirken zum Wohle des Unternehmens seit vielen Jahren kannten, sehr geachtet. Die Nachteile der ihm später übergestülpten hierarchischen Absenkung beschränkte ihn in seiner schöpferischen Entscheidungsfreiheit sehr belastend. Die ihm vor die Nase gespülte großartige Vorgesetzten-Inkompetenz machte ihm und allen, die seine unternehmenswichtigen Leistungen hoch schätzten, deutlich zu schaffen.

The automation of production machines and their safety against malfunction and risk of injury to machine personnel was one of my most important tasks in the field of electronics and software development. This was accompanied by the increase of production speed and the monitoring by measurement of the increasingly improved product quality, this in connection with numerous new reliability tests on each product. With the colleagues from the mechanical design department, the cooperation was extraordinarily good. Horst Sprogis had moved from the Borgward-Werke in Bremen to Westerland and headed this department. It was incumbent upon him to manage decisive the new projects agreed with the technical management. It is obvious that this was usually associated with a necessary retreat into his own "four walls", as I also have known this. Horst Sprogis was in his engineering competence to draft complicated and high speed running machines of those colleagues very respected who had known him for many years in his efficiency for the benefit of the company. The disadvantages of the hierarchical lowering that was later imposed on him restricted him in his creative freedom of decision very burdening. The great incompetence of his superior washed up in his face had put him under a heavy strain as all those, too, who held his important corporate achievements in high esteem.

 

Bunte Zuverlässigkeiten...

Der Bereich Grundlagen, Forschung und Entwicklung neuer Produkte befasste sich mit den Produkten, ihren Eigenschaften und den physikalischen und chemischen Behandlungen, beispielsweise während der Hochvakuum-Metallbeschichtung – unter der Leitung von Hans-Wolfram Horstmann seit Beginn der 1960er Jahre. Ihm kamen neben der Entwicklung von physikalisch-technischen Apparaten und Geräten bis hin zum Konzept der Lackier- und Beschichtungsprozessanlagen die Aufgaben zu an der Qualitätsverbesserung vorhandener und der Einführung neuer, kleinerer, belastungsfähiger Widerstandsprodukte – von der herkömmlich-zylindrischen bis hin zur kleinstflächigen Mikro-Bauart (Chipwiderstand). Die Zusammenarbeit mit ihm in der als Grundlagenlabor bezeichneten Wirkungsstätte und mit seinen Mitarbeitern in Physik, Chemie und Technik war immer konstruktiv und hilfreich.

The basic research and product development area dealed with the products, their properties and their physical and chemical treatments, for example during high-vacuum metal coating – headed by Hans-Wolfram Horstmann since the beginning of the 1960s. In addition to the development of physical-technical apparatus and equipment up to the concepts of painting and coating process plants, he was also involved in the tasks of the quality improvement of existing and the introduction of new, smaller, more resilient resistance products – from the conventional cylindrical to the smallest-area micro design (chip resistor). The collaboration with him in the basic research laboratory and with his colleagues in physics, chemistry and technology was always constructive and helpful.

 

Kleiner, aber noch nicht am kleinsten...

Die drei Bereiche G, M, E sorgten (und sorgen) wie in jedem Betrieb, das von Entwicklung und Erneuerung lebt, maßgeblich dafür, dass die Fabrikation und die Produktion dieses Unternehmens nicht ohne Sicherheit für die Zukunft auf der Stelle treten. Unser starkes Team, dem es um diese Hauptsache ging, versuchte sich auch an Diversifikationsmöglichkeiten, denn Helmut Düll, neben der Geschäftsführung sich ständig auch an technischen Visionen reibend, brachte nicht selten Vorschläge dieser Art zur Diskussion, z. B. superflacher Taschenrechner, noch flachere Armbanduhr etc., indem er sich dabei auf unser (in den genannten Beispielen auf mein) know-how bezog. Konsequenz gewesen wäre die Einstellung zusätzlicher Entwickler. Gut, dass der Schuster bei seinem Leisten blieb. Superflache Taschenrechner, noch flachere Armbanduhren gab es bald zuhauf zu kaufen. Zurück bleiben Erinnerungen an viele Helmut-Düll-Jahre, bespickt mit der gemeinsamen Dynamik des Wollens und Tuns, der Anerkennung, der fordernden und fördernden und auch der emotional voranbringenden Zusammenkünfte, auch wenn die emotionalen als Folge einer Geschäftsführerlaune das gedeihliche Miteinander hin und wieder barsch ins Gegenteil verkehrten. Die Bilanz zählt.

The three development areas G, M, E ensured (and continue to ensure), as in any company that thrives on development and renewal, that fabrication and production of this company did not stand still, unsure of the future. Our strong team, which was concerned with this main issue, also tried diversification possibilities, because Helmut Düll, besides the constantly working on technical visions, not infrequently brought proposals of this kind for discussion, e.g. super-flat pocket calculators, even flatter wristwatch, etc., referring to our (in the examples mentioned, my) know-how. The consequence would have been to hire additional developers. It is good that the cobbler stuck to his last. Super-flat calculators, even flatter wristwatches were soon available in great numbers. What remains are memories of Helmut Düll years, peppered with the shared dynamics of wanting and the recognition, the demanding and supportive and also the emotionally advancing meetings, even if the emotional ones were the result of a whim of the emotional ones, as a result of the mood of the managing director, sometimes turned gruff into the opposite. The bottom line is what counts.