Es
gibt mehr Leute, die vor ihrem Tun überhaupt nicht oder
nur wenig über dieses Tun nachdenken, als es Leute
gibt mit vorausgehenden Reflexionen auf ihr Tun bezüglich
dessen, was sie und wie sie es warum, wozu und wann zu tun beabsichtigen.
Der langsame Igel war schneller als der schnelle Hase, weil der
schnelle Hase nicht nachgedacht hat, und der Igel gewann den Wettlauf. Es
ist ein Segen für so manchen Elektronik- und/oder Software-Entwickler,
dass weder die Geschäftsleitung noch der Abteilungsleiter
noch der Bereichsleiter von seiner Unfähigkeit weiß,
mehr als jenes vorweg zu bedenken als das, was gerade der ihm gestellten
Entwicklungsaufgabe entspricht. Für das Unternehmen ist es allerdings
kein Segen. Geht
ein Entwickler im Umgang mit schneller Technik zu einem Entwickler im
Umgang mit langsamer Technik und fragt ihn nach den größtmöglichen
Geschwindigkeiten der langsamen Technik, dann ist für Geschäfts-, Bereichs-
und Abteilungsleitung Vorsicht geboten, und dies umso mehr, je
größer die Differenz zwischen den größtmöglichen
Geschwindigkeiten in beiden Techniken ist. Der Grund dafür
liegt auf der Hand. Passt der erste Entwickler seine Entwicklungsarbeit
der größtmöglichen Geschwindigkeit der langsamen
Technik an, so programmiert er gleichzeitig die Funktionsuntüchtigkeit
des späteren Systems, und das auch, wenn er mit Sicherheitsfaktoren
von 2 oder 3 rechnet. Die Grundhaltung in seinem Entwicklerhabitus
reicht für alle worst cases im Funktionsverhalten des zukünftigen
Systems nicht aus. Sie muss großzügiger angelegt
sein oder ihm muss die Großzügigkeit in seinem
Denken beigebracht werden, sofern sie ihm beibringbar ist. Die
sichere Gesamtfunktion, was die worst cases in den späteren
Systemfunktionsgeschwindigkeiten angeht, wird erreicht, wenn
jede Technik für ihre eigene größtmögliche
Geschwindigkeit ausgelegt ist. Beispielsweise ergibt sich dann
im Verhältnis Elektronik zur Mechanik ein elektronischer
Sicherheitsabstand von vielleicht zehn Millionen zu eins, aber
das ist programmatisch unerheblich und kostet für gewöhnlich
nicht mehr als bei einem Abstand Zwei. Im Gegenteil. Statt den
Vertreter der langsamen Technik mit seinen unnötigen
Fragen und mit sich selbst zu beaufschlagen (soweit die Fragen unnötig
sind), konnte der schnelle Entwickler schon sinnvoll in
seiner Technik arbeiten und der andere in seiner auch. Später auftretende,
unvorhersehbare Systemzustände werden im System erfasst, weil die schnellere
Technik zwar wartet, aber nicht schläft, und sind in der
Regel immer beherrschbar. Wer
nun fesch loslegt und die Wartezeiten in der schnellen Technik
mit nicht zwingend funktionsnotwendigen Aufgaben füllt,
beispielsweise mit Kommunikations- oder Statistikvorgängen,
tut nur gut daran, wenn er diese von den Hauptaufgaben jederzeit
unterbrechbar gestaltet. Hierin liegt evidenterweise eine besondere Aufgabe
des Hard- und Software-Engineering. Dass
eine langsame Technik eine schnelle in einem System überholt
und somit Systemfunktionsuntüchtigkeit hervorruft, kommt
öfter vor als naiv angenommen. Der Grund dafür liegt
in der Enge der Entwicklerphantasie, er ist also hineinentwickelt.
Er liegt überhaupt in der geistigen Enge, die uns Menschen
mehr oder weniger tolerant, meistens intolerant einnimmt. Und
liegt ein Funktionsargument außerhalb unserer Phantasie
und unserer Erkennungsfähigkeit, so entwickeln wir den Zufall mit
ins System einer der teuersten Systemfehler, die es gibt. Es gibt nur
wenig Abhilfemöglichkeit. Die Führungsebene
unterstellt dem (im besten Sinne) großzügigen Entwickler
lockeren Umgang mit Unternehmenskapital, auch wenn der Entwickler
sich als seriös großzügig ausweist, und die Anzahl
der seriös großzügig denken könnenden Entwickler
ist im allgemeinen und vergleichsweise gering. Hinzu kommt, dass
die wenigen großzügig, also umsichtig weit denken
könnenden Entwickler mit hoher Wahrscheinlichkeit unter
einem Leitungspersonal zu arbeiten haben, das diesem Entwickler
misstraut und folglich demotiviert. Es
wird auch in Zukunft viele jener Igel geben, die
alle Hasen des Hauses (und nicht nur die alten) im Wettrennen
schlagen (ach, wenn es nur das wäre und nicht alles sinnwidrig
verteuerte), und zwar weiterhin viel mehr Igel, als es unsere Wirtschaft
eigentlich vertragen kann oder vertragen können
darf.