Elektroniker verdienen wenig. Vorsicht, Satire.

 

 

 

Es gibt mehr Stellen in einer Firma, die den Stelleninhabern ein hohes Gehalt verschaffen, als es Mitarbeiter gibt, die bei oft wesentlich geringerem Einkommen infolge ihres Tuns in viel höherem Maße über das Schicksal des Betriebes bestimmen als die anderen. Dabei ist es gleichgültig, ob ein solcher Mitarbeiter von dieser Wichtigkeit weiß oder nicht. Elektroniker und ihre Nachfahren, also Softwareleute und andere Informatiker, durchdringen und bestimmen die Arbeits- und Produktionsverläufe in einer besonderen Weise, ob auf den Feldern der Fabrikation, der Entwicklung, der Forschung, des Ein- oder Verkaufs oder der Verwaltung usw. Besonders jene Elektroniker, die beide Berufgenres beherrschen, sowohl die Hardware von Computern und ihren Ergänzungssystemen als auch die dazugehörige Betriebs- und Applikationssoftware in allen ihren Komplexitätsgraden, stellen die heimlich-unheimlichen Beherrscher des Wohls oder Übels eines Unternehmens dar. Das Management tut gut daran, diese Fachleute nicht darüber aufzuklären, es tut aber auch gut daran, sich selbst darüber im klaren zu sein. In fast allen Fällen ist es so, dass der in seinen Systemen zeitlich-räumlich weit vorausdenken müssende und vielleicht sogar könnende Spezialist, dessen Arbeit ihn vollständig einnimmt, von den Schicksalszusammenhängen des Unternehmens, die von seinen Leistungen abhängen, nichts ahnt. Wohlgemerkt, es geht hier um die angestellten Elektroniker samt Nachfahren, die große Hard- und vor allem Softwaresysteme für den geschäftlichen Erfolg entwickeln, weiterentwickeln und warten. Werden solche Programme und Systeme extern erstellt, so ergeben sich andere, zumeist schwerwiegendere Probleme. Noch immer ist es so, dass Elektroniker in den Köpfen wichtiger Unternehmensentscheidungsträger entweder den Physikern oder (schlimmer) den Mechanikern zugeordnet werden (es sei denn, es gibt im Unternehmen weder Physiker noch Mechaniker), dabei hängen auch Physiker und Mechaniker längst von den Leistungen der Elektroniker und Informatiker ab. Sind also Tun und Lassen in fast allen Disziplinen so gut wie unfrei geworden (keine Physik/Mechanik ohne elektronische Steuerungs-, Regelungs-, Mess- oder Datenverkehrssysteme) – wie muss es da erst um die Abhängigkeit der Unternehmensverwaltung und -leitung bestellt sein, die ja zusätzlich von Entwicklung, Forschung, Mechanik, Produktion, Ein- und Verkauf usw. abhängt, welche nun wieder ihrerseits – ... aber davon war ja just einiges zu lesen. Ein Direktor oder Geschäftsführer wird diese Abhängigkeiten, insbesondere die eigene, niemals zugeben. Vielleicht steht deshalb zwar ein Bildschirm auf und ein PC unter seinem Schreibtisch, den er aber niemals benutzt. Von den Entscheidungen der Geschäftsleitung hängen Erfolg oder Misserfolg des Betriebes immer weniger ab (natürlich nur gegen die untere Asymptote laufend), wobei volle Kompetenz und bester Wille der diese Funktionen verkörpernden Menschen unterstellt werden. Doch trotz dieser so positiven Voraussetzung wird den hauseigenen Elektronikern simpel unterstellt, dass sie auf keine dummen Gedanken kommen. Sie fühlen sich ja auch durch gute Worte aufs Beste verstanden. Zwar könnten sie unnachweisbar Verheerendes anrichten, tun es aber nicht, eben weil sie nicht auf solche dummen Gedanken kommen. Gäbe man ihnen das ihrem objektiv starken Einfluss auf das Betriebsgeschehen entsprechende Salär, so rieben sie sich verwundert die Augen. Und eine Wohltat wie diese hätte fatale übernationale Auswirkungen. Die Weltpreise für Produkte aus allen Produktionssparten wüchsen auf das Vielfache an. So ist es gut, dass Elektroniker und berufliche Nachfahren unterbezahlt bleiben wie sie unterbezahlt sind. Mit ihren komplizierten Leistungen an noch komplizierteren Systemen sind sie ja von sich aus zufrieden. Ihre Freude darüber, dass niemand durchschauen wird, was sie im Einzelnen machen oder wie sie es gemacht haben, hält sie im höchsten Maße glücklich und überaus friedlich und bescheiden.