Elektronik hat alles im Griff?

 

 

 

Es gibt mehr technische Bereiche, in denen wenige Parallelfunktionen langsam nacheinander ablaufen, als es technische Bereiche mit vielen Parallelfunktionen gibt, deren Ablaufgeschwindigkeiten groß sind.
Was ist langsam, was ist schnell?
In Physik und Elektronik bewegt sich auch in der Raumzeitmikrowelt < 1 Mikrometer räumliche Länge und < 1 Nanosekunde zeitlicher Moment ein nicht aufwandslos beobachtbares Gesamtgeschehen. Eine Pikosekunde entspricht dem Vorhandensein eines Einzelimpulses aus einer Reihe von 1012 gleichartigen Impulsen pro Sekunde. Im Bereich des Sports beispielsweise bringen zeitliche Abstände < 1 Millisekunde wenig Nutzen, dabei verhält sich eine Pikosekunde zu einer Millisekunde wie eine Sekunde zu aufgerundet 32 Jahren. Mit einem solchen Vergleich lässt sich ein Abschätzungsvermögen für zeitliche Vorgänge gewinnen, die im normalen Leben von Normalbürgern nicht zu erfassen sind. Die Elektronik ist in der Lage, die „unvorstellbar“ kurzzeitige Gegenwart einzelner physikalischer Vorgänge festzustellen, d.h. ihnen zu entsprechen. Auf diese Weise werden sie „vorstellbar“. Die Oszillation von Sinusschwingungen mit dem Vorhandensein einer einzelnen Schwingung über 10⁻12 Sekunden kann sich jemand an einem geeigneten Aufzeichnungsgerät (Oszillograf) zu seinem Zweck anschauen. Man schaffe sich eine Relation, um zu einem Gefühl für ungewöhnliche raumzeitliche Abstände zu kommen.
Die Elektronik ist in der Lage, Signale mit ultraschneller Anstiegs- und Abfallgeschwindigkeit zu erzeugen, ohne die geforderte und benötigte Formtreue zu verletzen (der Signalimpuls muss eindeutig zugeordnet werden können). Bewirkt dieses Signal in einem technischen System eine bestimmte Sollfunktion, so wird deutlich, dass für jede technische Möglichkeit außerhalb der Elektronik diese Möglichkeit nicht gegeben ist. Systeme auf elektronischer Basis sind von Haus aus schnell. Wird Hardware-Elektronik durch Software gesteuert, dann verlangsamt sich grundsätzlich die Funktionsgeschwindigkeit durch Zugriff auf den Programmcode. Jedoch sinkt die Ablaufgeschwindigkeit bei weitem nicht in die Nähe maximaler Geschwindigkeiten anderer technischer, z.B. mechanischer Systeme. Der Programmierer im software engineering muss allerdings Vorsicht walten lassen. Software oberhalb des Maschinencodes kann zu gefährlichen Versäumnissen in der Wahrnehmung von Kurzzeitsignalen an Systemeingängen führen. Beispielsweise bleibt die Mikrosekundenpräsenz eines physikalischen Vorgangs unerkannt, wenn die zuständige Interrupt-Routine nicht ausgelöst wurde, weil ein Programmierfehler dieses verhindert oder ausgeschlossen hat.
Aus alledem ist die Erkenntnis gewonnen, dass Elektronik ihre schützenden Fittiche über jedes technische System ausbreitet, das ohne sie nicht auskommt. Es ist Unkenntnis, wenn jemand meint, im naiven Glauben an systemtragende Funktionen die Funktionalität eines Systems gesichert zu wissen. Wirksame Überwachungsroutinen – mit Ausnahme wirksamer mechanischer Überwachung einfacher Art – können für fehlerortzugewiesene, detailliert beschriebene Störungsmeldungen sorgen, deren Ursache man gezielt „zu Leibe rücken“ kann. Programmatisch bedeutet das wenig Aufwand und die Einmalkosten sind vernachlässigbar klein gegenüber dem, was überwachungslos zur schädlichen Folge kommen könnte. Oft wurde es ökonomisch bestraft, weil der Einmalaufwand nicht genehmigt oder, schlimmer, vom Entwickler vergessen oder ignoriert wurde.