Das alte Hotel "Monbijou" nahe dem Übergang der Friedrichstraße zur Strandpromenade war ein baulich interessantes Gebäude schräg gegenüber dem noch bestehenden Hotel "Miramar". Es war keineswegs als ein "Hochhaus" anzusehen. An Hochhausschönheiten hatte zunächst kaum ein Einwohner gedacht mit Ausnahme jener, die mit "Bauhaien" schon Planungsvorhaben besprochen hatten, hier bereits deutlich in die Anfangsrealität umgesetzt. Ganz rechts ist das "Monbijou" mit seiner Süd- und Westecke zu erkennen. Großinvestor Gebhardt setzt dieses Lichtbild unter den Titel "Ansicht unseres Projektes Westerland/Sylt, Hochhäuser" und meint die Vermietblöcke zwischen hier noch vorhandenem Altbaubestand. Das Hintergrundbild der Friedrichstraße kann keinerlei Hochhaus zeigen, da es diese noch nicht gab, aber es ist wohl doch in den ersten 1960ern entstanden, was auch durch bauliche Änderungsmaßnahmen gegenüber dem Zustand in den 1950ern deutlich wird.
Westerland, 27.2.1950. Der Gärtnereibesitzer Johann Christian Hansen (1876-1950), Westerland, Stadumstraße 9, verheiratet mit der bereits früher verstorbenen Paula Mathilde Helene Hansen geb. Heitmann, verstarb an akuter Altersschwäche, (...) eingetragen auf mündliche Anzeige des Elektrikers Hans Senftleber, Westerland, Stadumstraße 9. Er wies sich durch Personalausweis aus und erklärte, von diesem Sterbefall aus eigener Wissenschaft unterrichtet zu sein. Der Standesbeamte Bulgrin. Dieses Haus, das einige Jahrzehnte zuvor dem Sylter Kapitän Dirk Meinerts Hahn (1804-1860) gehörte, hatte später der Handelsgärtner Jacob Peter Hansen aus Keitum (*1844) erworben, die Ehefrau war Helene Christine Hansen (*1848). Sohn und Gärtnereibesitzer Johann Christian Hansen, bewohnte es weiterhin.
Der jüngste Bruder und Kaufmann Erich Anton Hansen (1887-1952) und seine Frau Toni Louise geb. Hansen (1880-1964) betrieben in ihrem Haus Daheim in Kampen ein Feinkostgeschäft, das vom Sohn Hans Ingwer Hansen und seiner Ehefrau weitergeführt wurde. Einer ihrer Söhne war Erich Hans Hansen (1944-2017), im Elternhaus geboren, in Bad Soden am Taunus als selbstständiger Diplom-Ingenieur ein Ingenieur-Büro führend.
Während meiner zweiten Lehrzeit zum Radio- und Fernsehtechniker bei Schröter, Friedrichstraße, lernte ich Anfang der 1960er den bei Kriete, Paulstraße, zum Radio- und Fernsehtechniker auszubildenden Erich Hansen aus Kampen kennen. Auch er ging später ins Ingenieur-Studium. Noch später begegneten wir uns wieder, sich unserer Lehr- und Lernjahre erinnernd und neben der Sympathie füreinander auch im beruflichen Bereich sogleich miteinander freundschaftlich verbunden. Hatte er Anfang der 1980er beim Batelle-Institut mit CO 2-Lasern zu tun, so war dieses im selben Zeitraum auch für mich und Kollegen Hans-Wolfram Horstmann aus der Physik der Fall, Schwerpunkt YAG-Laser. Erichs Ehefrau Ursula geb. Jannsen aus Westerland hatte ich bereits 1957 kennengelernt, und so führte im Jahr 2008 die wiedergewonnene Freundschaftsnähe zu weiteren erfreulichen Begegnungen, bis Erich Hans Hansen, geb. 1944, im Jahr 2017 an einer schweren Krankheit starb. Der Kontakt mit seiner Frau aber blieb in weiterer zugetaner und konstruktiver Verbindung (siehe auch Seite 19, Hintergrunddarstellung, sowie Nachbarschaft Andersen/Warnken, Gartenstraße).
Die Dünenhalle, später Hotel Union, dann Haus Union und dann wird das Gebäude abgerissen. Sönke Jannsen, Molkereifachmann, und Familie bewohnten treppauf die nördliche Stockwerkseite, Schuhmacher Hermann Bronn (links) war gern gesehener Gast. Nach Süden wohnte eine Familie Hansen, darunter wohnte Familie Schmidt und ihr gegenüber existierte das Büro der Firma Lindemann. Alte Bausubstanz wich Neubauten, der mittlere Foto-Ausschnitt einer alten Ansichtskarte macht das Vorankommen gewinnmaximierter Wohneinheitsblocks deutlich, die Frequenz der Autotransportzüge und damit der Normalbesucher- und der Investorenströme stieg deutlich zunehmend an: 1965 90192, 1985 144000 Kurgastpersonen (Quelle: Harald Voigt, 1436-1986 550 Jahre Westerland). Und 2019? Gemeinde Sylt (Westerland, Rantum, Tinnum, Keitum, Morsum) 617998 Gäste, 4602938 Übernachtungen, 136142 Tagesgästekarten (Quelle: Tourismus-Statistik Sylt). Etwa 10000 Zweitbesitzerwohnungen. Autozugfrequenz Niebüll-Westerland nahezu stündlich (eigene Schätzung) außerhalb einiger Nachtstunden.
Auch von der Insel Sylt stammten viele Seefahrer, darunter viele Kapitäne. Nicht nur zu Zeiten des Walfangs vor
ungezählten Jahrzehnten, auch in der Handelsseefahrt auf Segel-, Dampf- und Motorfrachtern fuhren Insulaner vom Schiffsjungen bis zum Schiffsführer
berufsmäßig zur See. Schiffseigner und Reeder heuerten diese Menschen gern auf ihre Schiffe. Zu diesen Leuten gehörte auch der in dänischen Jahren
auf Sylt 1804 geborene Dirk Meinerts Hahn. Im August 1838 eine Fracht von 199 Glaubensflüchtlingen vom dänischen Altona in den Süden Australiens
zu bringen hieß für ihn, auf dem Segelschiff Zebra mit sechzehn Seeleuten den merkwürdigsten Gegenstand seiner Laufbahn
durchzuführen. Die Alt-Lutheraner hatten es abgelehnt, sich einer vom König Friedrich Wilhelm dem Dritten verfügten Vereinigung mit Reformierten
zu unterwerfen und wurden nun mit weiteren Glaubensgeschwistern auf anderen Schiffen zu den ersten deutschen Einwanderern in Australien. Die Fahrt vollzog sich
nicht ohne menschliche Verluste, die Kursverläufe führten in eine auch dem Kapitän neue Welt, die Reise dauerte 129 Tage, darunter nicht immer nur
christlich-friedliche unter den Passagieren, vom mitfahrenden Arzt bis hin zum Machtwort des Kapitäns vielfach despotisch gefördert. Dirk Meinerts
Hahn kümmerte sich um eine Ansiedlung der an Land gebrachten verbliebenen 187 Seelen, die sich weder sprachlich noch vertraglich um einen für sie
geeigneten Landstrich bemühen konnten. So waren sie imstande, eine Ortschaft zu schaffen, die noch immer existiert, nämlich Hahndorf ein bleibender Dank an
den Mann aus Westerland, der bald die Seefahrt beendete, das Haus Stadumstraße 9 erwarb, bald dem Alkohol verfiel und 1860 daran zugrunde
ging. Quelle: Sylter Rundschau Silvester 2005, DER SPIEGEL Nr. 23/1988.