Sartori & Berger, ehemals Reederei in Hamburg

 

 

 

 

Funker Otto-Ernst Sankowsky erzählt: Ein guter Bekannter während meiner Zeit auf der „Catherine Sartori“ (im Bild): Ernesto, Barkeeper und, zusammen mit seinem Bruder, Mitinhaber der „Miami-Bar“, hier beim Ölen der Schwingtüren. Alles für die sailors, damit sie leichter rein-, aber vor allem auch wieder rauskommen. Im Folgenden eines der vielen Erlebnisse dort in der Bar am langgestreckten Tresen. Ein englischer Seemann (nach seinen Aussagen chiefmate eines ebenfalls im Hafen liegenden Schiffes) schwenkte sein Cuba-Libre-Glas in die Höhe, schüttelte es ordentlich, so dass das Eis im Glas klingelte, und gröhlte in die Runde: „You see the man I've killed yesterday...!“ Im Glas selbst waren nicht nur Eis, Coca und Bacardi, sondern auch seine Zahnprothese zu erkennen. Ich sehe immer noch die weit aufgerissenen Augen der muchachas. „Salute de pesetas, veinticinco muchachas – cincuenta ,titas'!“ (Die Übersetzung stimmt nicht, aber es reimt sich so schön...). Hinter dem Tresen, wo die wohlgefüllten Flaschenregale die Sailors anblinzelten, hing neben anderem auch ein Schiffsbild der „Catherine Sartori“. Ich hatte es in New York von einem Original vergrößern lassen. Als ich sieben Monate später wieder und diesmal mit der ”Konsul Sartori“ in Havanna war und meine alte Kneipe aufsuchte, hing das Bild immer noch am selben Platz. Schade, die alte Kneipe würde ich gern noch einmal wiedersehen. Vielleicht hängt das Bild immer noch da, was in der Hauptstadt von Kuba nicht so ungewöhnlich wäre. Man denke nur an die alten Autos aus den 1950/60er Jahren, die – von ihren Besitzern liebevoll gepflegt – noch auf den Straßen unterwegs sind, zu sehen auf aktuellen Fernsehaufnahmen. Übrigens: Im ersten Stock waren die gut ausgestatteten Fitness- und Massageräume u. a. auch für erholungsbedürftige Sailors untergebracht.

Die legendäre „Miami-Bar“, während meiner Fahrtzeit mit der ”Catherine Sartori“ 1956-1958 (in Charter für die United Fruit Corporation – 26 Monate fernab der Heimat) meine Stammkneipe. Nach meinen Aufzeichnungen war ich während dieser Zeit 22 Mal in Havanna. Damals gab es noch richtige Liegezeiten von bis zu einer Woche. Es war eine schöne Zeit. (Kann ich nur bestätigen...).

Kein Mensch kannte damals in Deutschland das Getränk „Cuba Libre“ oder konnte Cha-Cha-Cha oder Merengue mit den sich drehenden Hüftbewegungen tanzen. „Baila usted muy bien“, d.h. Sie tanzen sehr gut... „Wozu brauchen wir Schweißtücher, wozu brauchen wir Seestiefel? Noch eine Runde für die Damenkapelle!” Eine Flasche Bacardi zusammen mit Coca-Cola und grasgrünen Limonen kostete drei Dollar. Das entsprach einer Flasche Whisky – in New York zollfrei für 1,50 $ eingekauft und in Kuba für drei Dollar wieder verkauft. So haben wir damals, und zwar die gesamte Besatzung, unsere Landgänge finanziert, d. h.: Jedermann an Bord, vom Chiefmate bis zum Decksjungen, konnte, sofern er Guthaben hatte, zu Einkaufspreisen Zigaretten oder Alkohol einkaufen. Und der Alte (zuerst Kpt. Klünder, nach einem Jahr Kpt. Müller) drückte nicht nur ein Auge, sondern beide Augen zu. Und das war gut so, denn so fühlte sich keiner benachteiligt und es gab keinen Ärger an Bord. Das war wichtig während unserer langen Abwesenheit von der Heimat. Für die Reise zurück kauften wir auf Bestellung für die Custom Officers der United-Fruit-Pieranlagen Ron Barcardi, kubanische Zigarillos und Zigarren. So hatten alle etwas davon. Wir konnten uns auf diese Weise auch in New York einen Haarschnitt (1,50 $ = 4.30 DM) leisten (meine Grundheuer damals: 430 DM plus 100 DM Verwalterzulage).

Das Kapitol in Havanna. Ein kleiner Nachbau des Originals in Washington/DC.

Am 25.04.2007 schrieb ich:
Hallo Herr Sankowsky, ich habe heute einige Sartori & Berger-Seiten in die Abteilung SEEFAHRT auf meiner Web Site gezaubert und hoffe, es gefällt Ihnen einigermaßen. Für Modifikationswünsche oder Anregungen bin ich immer offen. Schauen Sie doch mal rein. Einstweilen schöne Inselsonnengrüße,
Erich R. Andersen.
 
Am 26.04.2007 schrieb Otto-Ernst Sankowsky:
Moin-Moin, hallo Herr Andersen, habe soeben Ihre neuen Sartori-Seiten aufgerufen. Vielleicht findet sich ja noch der eine oder andere ehemalige Sartori-Fahrer mit zusätzlichen Bildern oder Beiträgen. Übrigens: Bei meinem Umrechnungskurs (Haarschneiden NY) hat sich ein Fehler eingeschlichen. 1,50 $ waren damals 6,30 DM. Meine Hohner Student IV (Dezember 1956 in NY erstanden) kostete seinerzeit 99,00 $. Ich habe sie heute noch – und was am schönsten ist... sie ist immer noch voll funktionstüchtig. "El Hombre Marinero". Sonnige Grüße zurück,
Otto-Ernst Sankowsky