Handelsseefahrt 1954 bis 1959

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

D. „LYSTUM“ DHKV
Auf Dampfer LYSTUM fuhr ich als Matrose von Mai bis September 1958. Es kam, nach Kapt. Laging, zu meiner Freude wieder Peter Jessen als Kapitän an Bord, Erster Offizier war F. Paulsen, Zweiter war F. Kienel (später F. Pieniak), Dritter H. Jacobsen. Chief war Suhling, Zweiter Ing. Sievert, Dritter Ing. war Röhring. Als Bootsmann arbeitete Hans Weber, Matrosen waren Alfred Buchwitz (später Karl Nielsen), Erich Andersen, Knut Hansen (später Heino Karls). Leichtmatrosen waren Michel Benkert, Horst Schulz (später Eckard Roch, ein PAMIR-Fahrer), Kurt Röver (später Jörg Strelow), Jungmann war Eberhard Gebauer (später als Junge Walter Petersen), Junge war Werner Bull. Als Zimmermann arbeitete Karl-Heinz Berg (später Eckart Poetke). Heizer waren Herbert Hiller (später Matthias Olassis) und Karl-Heinz Gudath, Dunkeymann war Sepp Eberle. Als Assistent fuhr Paul Vorderberg (später Hans Seidler). Als Koch fuhr ... Bannick (später F. Winkler), Bäcker war Otto Scheffler (später Dieter Schönberger), Salonsteward war Karl-Heinz Koschinsky (später ... Rix). Messesteward war Karl-Heinz Delfs (später Klaus Simon), als Funker fuhr W. Kempa.

D. „Lystum“, VorderstevenPeter Jessen holte mich gern ans Ruder, wenn es um kritische Revierfahrten ging, beispielsweise in Richtung Izmir, wo es auf ein halbes Grad Kursgenauigkeit ankam. Mit „den Schiffen unter mir“ stand ich seit langem auf Du und Du, und Jessen war ein Mensch, der das nachempfinden und sich deshalb auf mich verlassen konnte – auf bestimmte andere Seeleute selbstverständlich auch. Er stand z. B. auf dem Peildeck, gab durch die Flüstertüte ein halbes Grad Kursabweichung durch, der Steven schwenkte um genau diesen Betrag aus, nicht weniger, nicht mehr, und er lobte ins Ruderhaus hinunter und mir ans Ohr: „Exakt!“
Einige Schiffsdaten:
22.7./24.10.1950 Deutsche Werft AG, Hamburg-F (616) 1712/901 4850/2553 3440 88,77-13,75-4,21-5,83 / 8,48 m 2x2fE + A 2x420+2x900 / 900 1600 (92) 2 16,0 360 Werft 24 (Pas. 4) „Lystum“ Nordfriesische Reed. GmbH Munkmarsch (Ge.) 1950 Heimathafen Hamburg. 1964 Februar 1952 Heimathafen Rendsburg. 1964 T. Entz Tanker GmbH. 1969 „Lemania“ Lemania Shpg. Co. Inc., Mogadiscio (So.) Februar 1974 verkauft an China National Metals Import&Export, ? (RC), 16.2.1974 ab Hongkong zum Abbruch nach Whampoa.
Wir fuhren Hamburg – Bremen – Rotterdam – Antwerpen – Gibraltar – Lattakia – Iskenderun – Beirut – Alexandria – Mersin – Algier – Bremen – Hamburg – Antwerpen – Bilbao – Patras – Piräus – Saloniki – Izmir – Istanbul – Stratoni – Piräus – Lavrion – Eleusis – Hamburg.

MS „Hornstern“, Reedereibild (Postkarte)Auf MS HORNSTERN arbeitete ich für nur eine Woche im Hamburger Hafen, die Fahrt ging als Vorbereitung zur Jungfernfahrt von Finkenwerder (Werft) nach dort. Wir bauten das Schwergutgeschirr auf, eine Knochenarbeit in der Saling des Vormastes, als es um den 60 t- Tragehaken ging. Mit dem Matrosen und „Saling-Macker“ Hannes Feldhusen kam ich bestens zurecht. Er wohnte später im selben Mehrfamilienhaus in Garstedt (an der Waldenburger Kehre, wo ich mit meiner Familie zu dritt wohnte), als ich in meinem zweiten Beruf stand. So sahen wir uns eines Tages wieder.
MS HORNSTERN DIMG
18.11./31.12.1957 Deutsche Werft AG, Hamburg-F (724) 4228/2391 11977/6773 7010 / 6300/6200 136,49-17,35-5,97-7,08/10,13 m 1 Mot. 2Te 7x700/1200 5850 (125) MAN AG, Augsburg 40 (Pas. 10) „Hornstern“ Horn Linie OHG, Hamburg (Ge.). 1972 First Summer Cloud Shpg. Co. Inc., Monrovia (Li.). 1975 „Li Shan“ Yick ung Shpg. & Enterpr. Co. Ltd., Mogadiscio (So.). 1976 Heimathafen Panama (Pa.).

D. „Keitum“D. KEITUM DHJN
26.5./18.8.1950 Deutsche Werft AG, Hamburg-F (613) 1710/900 4844/2549 3440 88,77-13,75- 4,21-5,83/8,48 m 2x2fE + A2x420+2x 900/900 1600 (92) 2 16,0 360 Werft 23 (Pas. 4) „Keitum“ Nordfriesische Reed. GmbH-Zweign. Rendsburg (Zerssen & Co.), Kampen (Ge.). 1950 Heimathafen Hamburg. Mai 1952 Heimathafen Rendsburg. 1956 Zusatz Zweign. entfällt. 1963 „Jonas“ Jonas Shpg. Co., Monrovia (Li.). 1964 Vulcan Shpg. Co. Ltd., Piraeus (Gr.). 1964 „Maroulio V“. 25.1.1971 an Piraeus und aufgelegt. Januar 1974 Abbruchbeginn bei Sidiremboriki SA in Skaramanga.
Dampfer KEITUM war mein letztes Zerssen-Schiff und Schiff überhaupt. Vom vorletzten Schiff ist auf der folgenden Seite die Rede. Mit der „Keitum“ fuhren wir Levante und Schwarzes Meer. Wir kamen bis Galatz, weit oberhalb der Donaumündung. Hier lag auch die MORSUM, auf der Gerret Lassen aus Westerland als 3. Schiffsoffizier fuhr.

Heinz Rehn, Seemann und für viele Jahre Kanalsteurer (Kiel-Kanal), schreibt mir eine E-Mail im November 2002:
( ... ) Mit veel Freud heff ik de Seefahrt-Sieden dörchblödert. Männich Erinnern is wedder waak worrn. So weet ik noch goot, dat weer in Februar 1951, wi lägen mit unsen Klütenewer "Heinrich Block" in Rotterdam un de "Keitum" lääg uns gegenöver in'n Waalhaven. Ik kunn mi nich satt sehn, so een fein Schipp un so groot. Wo mag dat dor an Bord wohl utsehn, wo mag dat dor wohl togohn? Ob de Lüüd an Bord wohl de Överstunnen betahlt kriegt? Un de Kost dor jüst so schlecht is as bi uns op de "Heinrich Block"? Vele Fragen un keen Antwort. Ja, ob dat wohr weer, wat uns' Kaptain uns vertellt hett? Kunnen de Matrosen op so een Damper nix anners as Farvwaschen? Un dat Seelüüd, de eenmol op so een Damper fohrt sünd, op een lütt Schipp gor nich mehr to bruken weern, wo jede Hand tellt, wo jede Hand togriepen mutt? Nu, den annern Dag weer Sünndag un wi drepen twee Janmaaten vun de "Keitum" nameddags in „Stella Maris“. Wi kemen in Snack un se laden uns in, doch mit an Bord to kamen. Jungedi, wat weer dat groot, dat Schipp. Un denn dat brede Deck un de Luken. Nee, keen Vergliek mit unsen Schlickrutscher. Denn gung dat na achtern in dat Mannschaftslogis. In de Mess weer al to Obendbrot deckt. Jungedi, wat dor allens op den Disch stunn: Dree Sorten Wust, dree Sorten Kääs un dorto noch warm Eten! Wo kunn dat angohn? Dat weer ja Wiehnachten un Ostern an een Dag. Dat dat sowat geev! Ik kreeg de Snuut nich dicht. Jo, vertellen de Jannmaaten, man mutt hier an Bord sien Arbeit doon un Arbeit is genoog in de Levantefohrt mit all de Habens. Aver de Överstunnen ward betohlt. Jeden Maand kriegt wi uns Afreken. Un in den ersten düütschen Haben gifft dat Geld. Nee ok doch! Nich to gläuben: Ik weer nu al dree Maand op de "Heinrich Block" un harr noch nich eenmol wat vun een Afreken höört. Wiß, in Dänemark un Sweden harr ik mol 10 Kronen kregen, ok mol een Paket Waschpulver un een Stück Seep vun den Olen, aver dat weer ok allens.
Nu, de Stunn an Bord hett Indruck op mi schinnt. Intwischen sünd mehr as föfftig Johr vergohn, aver de Biller an Bord, de ik wohl so richtig in mi opsogen heff, heff ik vundaag noch vör Ogen. Ach, wat harr ik nich allens geben, um ok eenmol op so een Schipp to fohrn. Ja, sülbst för halve Hüür weer ik mitfohrt. Dat weer je noch mehr ween as ik op mien Klütenewer kreeg, wo de Ool na „Lust und Laune“ regeer, uns schikeneer un sien Spaaß dor an harr, uns to slogen.
Dat allens heff ik ok in mien Book Moses auf einem Klütenewer dalschreben. Nu hang ik noch een paar vun mien Seefohrtsgedichten an. Villicht find Se Platz op Se ehr Internet-Siet. Wo wiß männich Janmaat ok sien Freud an hebben ward. Ik grööt hartlich, Se ehr Heinz Rehn.
 
Ich nehme eines der Gedichte heraus:
 
Ade, du alter grauer Kasten,
verreck doch Zoll um Zoll
mitsamt dem Alten, dem verhaßten,
ich hab' die Schnauze voll.
Der Koch soll mit dem Schlangenfraß
den Alten doch vergiften,
doch sutje und mit Augenmaß,
am liebsten in drei Schichten.
Den Rest, den säuer er noch an
und würz' mit faulen Kressen,
das soll im nächsten Hafen dann
der Reeder selber fressen.
Den dreien wünsch' ich für den Rest,
weil sie uns so geschunden,
die Krätze und dazu die Pest
für ewig und drei Stunden.
Ach Schiet, was soll's, jetzt will ich gehn,
sag' kein „Lebwohl“, bleib stumm,
geh' hundert Schritte, bleib' dann stehn,
schau ungewollt mich um.
Pardon! Was ist nur mit mir los!
Mein Ärger flieht und schwindet,
denn sieben Monat gleiches Los
lernt lieben und verbindet.
„Verzeih“, sag' ich und bin gerührt,
„farewell, du alter Kasten,
bist schuldlos dran, wie du geführt,
und trägst wie wir die Lasten.“
1959 begann ich aus Krankheitsgründen und auf strenge Empfehlung des Arztes Dr. Bodo Schütt in Westerland eine zweite Lehre an Land, wodurch eine prägnante „Lebensumgestaltung“ erfolgte. Das brachte mir positive Möglichkeiten im Erleben und Erkennen rationaler Gesetzmäßigkeiten der Technik, Logik, Physik, Philosophie, und beste Grundlagen dafür, dass es weitere Beschäftigungsbereiche gibt, mit denen man sich, je nach Interesse und Neigung, auf kreative Weise sinnvoll beschäftigen kann und wodurch Persönlichkeit geprägt wird.