Handelsseefahrt 1954 bis 1959

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

D. „Morsum“D. „MORSUM“ DHJZ
Einige Schiffsdaten:
24.6./14.9.1950 Deutsche Werft AG, Hamburg-F (615) 1710/900 4844/2549 3440 88,77 - 13,75 - 4,21 - 5,83 / 8,48 m 2x2fE + A 2x420+2x900/900 1600 (95) 2 16,0 360 Werft 23 (Pas. 4) „Morsum“ Nordfriesische Reed. GmbH Zweign. Rendsburg, Hamburg (Ge.) Mai 1952 Heimathafen Rendsburg. 1964 T. Entz Tanker GmbH. 1967 „Roxana“ Southern Shpg. Enterpr. SA (Adriatic Red.Sea Line), Panama (Pa.). 1969 KR entfällt. III Quartal 1974 Abbruch in Jugoslawien.

Auf dem Steamship (Dampfer) MORSUM arbeitete ich als Jungmann und Leichtmatrose vom 23.6.56 bis 8.10.56 und (nach kurzem Urlaub) vom 19.10.56 bis 10.2.1957. Kapitän war H. Jungclaus (später Holst), Erster Offizier war Rödel (später K. Lührs, dann Gardthausen), Zweiter war F. Pieniak, Dritter F. Neumann. Chief war Suhling (später P. Hansen), Zweiter Ingenieur Smidt, Dritter Ingenieur F. Möller. Als Bootsmann teilte W. Zarling die handwerkliche Decksarbeit ein (später L. Lohmann senior), als Matrosen fuhren Ernst A. Peters, Horst Bülter, Helmut Schmidtke, Jürgen Baukau, (später Alfons Matijat, Manfred Fraider, ... Kästner), Leichtmatrosen waren Manfred Fraider, (später Erich Andersen), Jungmann waren Erich Andersen, (später Willi Qualmann, Uwe Hoffmann), den Decksjungen gaben Hartmut Felsch und ... ab, als Heizer stiegen Willi Rohwer, Albert ... (später Horst Schatowitz, Karl Scheller) in den Maschinenraum, Maschinenassistenten waren ... Koch und K. Slomke. Koch war Peter von Aspern, Bäcker ein Brodersen, Steward war Krull, Messesteward Rolf Heitmann. Als Zimmermann fuhr zunächst Manfred Olschewski, dann Max Urthel aus Friedrichskoog. Wir machten Reisen zur Levante (Türkei, Libanon, Syrien, Israel, Ägypten etc.) sowie ins Schwarze Meer und an europäische West- und afrikanischen Nordküsten.
Zwischenbemerkung 5. August 2001:
Mein Sohn Kay, Kapitän der Handelsmarine, jetzt Kommissar bei der Wasserschutzpolizei (WSP Hamburg), lernte unlängst den Kapitän Uwe Hoffmann kennen (siehe vorigen Textabschnitt), jetzt 1. Vorsitzender der Fördergemeinschaft PASSAT Sailing e.V. (https://www.passat-sailing.de).
Von Uwe Hoffmann kam die folgende E-Mail:
Hamburg, d. 2. 8. 01
Moin moin Ihr beiden Andersens, Erich R. und Kay, inzwischen habe ich auch die Zerssen-Pages gefunden und gelesen. Nicht schlecht gemacht. Da träumt wohl jemand seiner Seefahrtzeit hinterher. Apropos MORSUM: Ich war dort an Bord vom 21. 12. 56 - 10. 2. 57 als Jungmann. May be, daß es in Bremen losging und dann Rotterdam - Antwerpen weiter den Nordtörn. Patras - Korinth-Kanal - Piräus - Chalkis - Istanbul - Burgas - Constanza - ein türkischer Hafen an der Nordküste - Istanbul - Izmir und zurück nach Hamburg. Der 1.Offz. Rödel strich mir die Außenbordsmalüberstunden am Sonntag in Izmir, weil dies ein Seesonntag gewesen sei. Vorher hatte er mich überredet, doch, bitte sehr, an Bord zu bleiben (zum Außenbordsmalen), anstatt am Sonntag an Land zu gehen. Weil ich mir das nicht gefallen ließ, war meine Zeit auf "Morsum" doch recht kurz. Übrigens wurden mir diese Überstunden am Ballindamm 8 nachgezahlt. Anschließend war ich dann auf der "Margot Entz" 4 Monate. Sie wurde wenige Wochen später abgewrackt, was aber nicht an mir lag. Aber ich war froh, dass sie es noch so lange mitgemacht hatte, anstatt auseinander zu fallen. Das war meine Zeit bei ZERSSEN. Allerdings war Zerssen Korrespondent-Reeder für die PAMIR, auf der ich vorher ein Jahr gesegelt war.
So, nun hoffe ich, dass dieses Schreiben auch bei Euch ankommt. Gruß Uwe.
Von Owen Stolpe kam die folgende E-Mail im September 2002:
Good Morning, I noticed with interest your Articles. I did sail for a year + a bit on the "Bertha Entz" as LeichtMatrose in the late 50' Chile/Peru–US East and return (missed the ship once in Peru – and as shipped on the Swedish Carrier "Svealand", also an Ore Carrier in the same trade – to Panama, awaiting the return of the "Bertha Entz" ... ) before that I sailed on 2 old Swedish Steamers SS "Ingaroe" + SS "Singoalla" + MS "Margaret Johnson" + TT "Brahehus" + MS "Danaholm", and a short while in the early 60' as AB on MS "Morsum" and as Bootsmann.
Best regards Owen Stolpe. I attach some photos of the Swedish Vessel , I was on.
Ein Nachtrag später:
I was born in Kiel and always played around the Canal as child, and there wasn't much in 1956 in terms of prospect – so I went to see other places. I remember on the "Bertha Entz" we had a ( Cadet ) 4th mate H.-G.Wirth who was a survivor from the "Pamir" , other the that I have to dig into memory. "Morsum" ( I was by then a Swedish National ) – I took because I wanted to see the Mediterranean and took it as AB for a trip, and on the way back to Wismar I left in Kiel-Canal – the next I got a call from Rendsburg asking me to join "Morsum" as Bootsmann on return to Kiel from Wismar which I did.. ( that Wismar Trip was from Albania ).
"Morsum" was a very heavy ship – in particular going South starting Tripoli right up to Romania, and then returning back to Hamburg/Bremen I used to write the Overtimes for the Deckcrew – my cabin was next to the Crew Mess/Aft on Top. I had fairly much free hand in the running of the Deck and Maintenance (only the Captain – a sad little figure – used make sarcastic remarks that I use to match Paint... I used to reply: your ship is the best looking in the fleet (he used to lock himself into his cabin once under way). Subsequently I had another similar type vessel also larger, the MS "Virginia" (ex MS "Albert Thore"), very heavy and used to do all the Far East Ports. My last ship was the MS "Andros", also Stueckgut (the new generation) Cranes + Mc Gregor Hatches – she was permanently employed Japan-Australia – live was good and I stopped and became a shipowner.
I will go in my Memories and revert. Best regards, Owen Stolpe.
Auf dem Motorschiff RANTUM war ich als Leichtmatrose für ein knappes halbes Jahr in 1957. Kapitän war Roost (der auf Sylt wohnte), später kam Jungclaus. Als Erster fuhr der mir unvergessene Peter Jessen aus Eckernförde, ein entscheidungssicherer, sehr human eingestellter Mann. Rödel, zunächst Zweiter, löste ihn ab, als Zweiter war dann Herr Caspar an Bord. Als Dritter fuhr Jesus de Garcia, ein temperamentvoller Spanier. Peter Hansen fuhr als Chief. Bootsmann war ... Kakelmacher, Nachfolger war W. Zarling aus Büdelsdorf. Als Matrose fuhren Hein Stühmer aus Rendsburg, Heinz Lange, Hermann Plehn (später Ludwig Lohmann jun. aus Eckernförde, Jakob Stolley aus Tielen bei Erfde), Leichtmatrosen waren Herwig Söhl, Jürgen Speck, Erich Andersen, Jungmann waren Peter Kähler aus Arnis, Volker Johannsen aus Westerland, Junge war Uwe Schmidt. Als Maschinenreiniger fuhren Arthur Ratajczak, Jonny Bruns und Hubert Fröck, Assistenten waren ... Koch und Otto Dethlefs. Storekeeper war Olaf Johannsson, Koch war ... Volkmar (später Hermann Holst aus Westerland), Bäcker ..., Steward war ... Eggert (später F. Frahm), Messesteward Eduard Neustadt. Als Funker fuhr ... Müller, Elektriker war Arne Babbe.

MS „Rantum“MS RANTUM
Wir fuhren Holtenau – Wismar – Hamburg – Bremen – Rotterdam – Antwerpen – Alexandria – Beirut – Lattakia – Thassos – Bremen – Kiel – Rendsburg (wo ich an einem lauen Sommerabend anlässlich „Tag der Offenen Tür“ im Heimathafen des Schiffes ein „Akkordeonkonzert“ auf der Poop gab und ich in der Menschentraube an der Pier Ernst-August Petersen aus Westerland erkannte, der in Rendsburg als Bankkaufmann arbeitete) – Bremen – Antwerpen – Charleston – Savannah – Jacksonville – Tampa – New Orleans – Jacksonville – Savannah – Rotterdam – Bremen – Hamburg. Hier musterte ich krankheitsnotgedrungen ab.
MS RANTUM DKFA Frisia Reederei GmbH., BRT/BRZ 4182, NRT 2411, TDW 3581 L.ü.a. 112,70 m, Breite 15,07 m, Tiefg. 8,63 m PS: 2 Te 3600/125 KN: Bauj.: 6/53, Bauw.: Nobiskrug GmbH., Bau-Nr.: ...

Old HoernumAls Matrose ging ich am 11.11.1957 für nur knapp 1½ Monate bis zum 21.12.1957 an Bord der elektrisch angetriebenen HÖRNUM. Einen Frachtauftrag zu besorgen war in diesen Jahren zunehmend schwierig bis unmöglich geworden, besonders für kleinere Schiffe mit großer Besatzungsstärke und hohen Schiffsbetriebskosten. So wurde das Schiff kurz vor Weihnachten 1957 in Rendsburg aufgelegt – das war's fürs erste mit diesem Schiff, dessen Gang seiner Existenz als die besondere Geschichte eines deutschen Vor- und Nachkriegsfrachters erzählt werden kann. Die nun vorläufig letzte Reise stand unter der Verantwortung des Kapitäns Peter Jessen aus Eckernförde, die Rückfahrt hatte Kapitän Töpfer übernommen. Als Erster war F. Paulsen aus Heide an Bord, Zweiter war ... Arnaiz, Dritter war Th. Bruns. Der Erste Ing. war ... Behrens, Zweiter war ... Johannsen, Dritter war ... Rontke. Als Bootsmann arbeitete K. Spiering, Matrosen waren Jonny Hartlef, Kurt Lembke und Erich Andersen, Leichtmatrose waren Dieter Jörn und Michel Benkert aus Mecklenburg. Jungmann war Hans Petersen. Als Junge fuhr Heiko Stöver. Als Schmierer arbeiteten Peter Gennat und ..., Koch war Egon ..., als Funker fuhr Herr Rothe, Steward war Manfred Klingbeil. Ein Elektriker war selbstverständlich ebenfalls an Bord, weil es sich um ein elektrisch angetriebenes Schiff handelte.

Wir „ritten in der Nordsee einen mächtigen Orkan ab“. Ich musste von abends acht bis morgens sechs im Ruderhaus am Ruderrad stehen und Kurs halten. Niemand konnte mich oder den Ersten Steuermann ablösen, das war inzwischen verboten, man wäre auf dem Weg von achtern nach mittschiffs durch starke überkommende Seen unmittelbar in Lebensgefahr gewesen. Die schwere See kam entgegen dem eigentlichen südlichen Kurs durch befohlene Kursänderung von vorn aus Nordwesten und drückte den Steven unablässig nach Backbord oder Steuerbord, was ich mit jeweils entgegengesetzt wirkendem Ruderblatt immer wieder von Neuem kompensieren musste. Unablässig schlug die See an und über Deck und schoss an den Aufbauten in die Höhe. Um am Ruderrad bei Krängungen bis 30 und 35 Grad standzuhalten, keilte ich mich mit steif gehaltenen Beinen in meiner rückseitig etwas eingelassenen Wandnische ein. Der Erste hielt sich an einem der beiden Stützpfeiler fest, auf denen das Ruderhausdach ruhte, und kreiselte daran herum, später der mittschiffs wohnende Kapitän am anderen Pfeiler in gleicher Weise. Neun Stunden den Frachter auf Kurs und mich selbst, bald übermüdet, in Position gehalten zu haben bedeutete, dass mir noch tagelang das Rückgrat und alles davon Abhängige klarmachte, was da eigentlich passiert war.
Wir fuhren Kiel – Danzig – Dublin – Rendsburg.
Man mag es für Seemannsgarn halten oder nicht: Dublin bescherte der Besatzung allerlei Überraschungen. Eine davon war ein Bühnen-Rock&Roll-Event der Superklasse, danach Saaltanz, alles Weibliche an der einen Wand auf langen Bänken, alles Männliche entfernt gegenüber, höllisch darauf bedacht, seine Auserwählte zum nächsten Tanz gegen alle Konkurrenz als Erster zu erreichen. Eindrucksvoller noch war, dass schon tags zuvor – am Ankunftsabend, das Schiff war landklar gemacht – ein ziemlicher Schwung junger irischer Deerns die Mannschaftsmesse besetzt hatte. Ob die Steuerleute, das Maschinenpersonal, mittschiffs der Kapitän in ähnliche Freuden versetzt wurden, bleibt bloße Vermutung, doch neben der Erinnerung an einige schöne Irlandseemannstage berichte ich an dieser Stelle, dass auch in diesem Land der bundesdeutsche Wirtschaftsaufschwung respektvoll beneidet wurde und junge Menschen beiderlei Geschlechts sich nach Germany sehnten, um Arbeit zu finden, was bedeutet, dass nach allen Wegen gesucht wurde, um mit auch nur Irgendjemandem Verbindung aufzunehmen, der diesem unbändigen Wunsch – mit Glück – dienlich sein könnte.
 
Bye bye – old „Hörnum“, bye bye Erinnerung!