Kliffabbruch in 50 Jahren 75 Meter, Abbruchkante heute vorm Anbau, rechts im Bild. Für Sylt gibt es keinen dauerhaften Schutz, weder einen künstlichen noch einen natürlichen, und den wird es auch niemals geben können. Die kühnsten, phantasiereichsten, teuersten Maßnahmen können Landverluste zwar verzögern helfen, doch nicht auf Dauer verhindern. Oft schaden sie sogar. Die Nordsee holt aber nicht nur, sie fördert zuweilen auch Sand vom Meeresboden auf den Strand und baut diesen wieder auf.
Leider ist die Bilanz negativ. Manche von Menschenhand durchgeführte Maßnahme beschleunigt diese Negativbilanz sogar, weil eine genaue und detaillierte Berechnung kommender Veränderungen durch Stürme und Strömungen unmöglich ist. Das sage ich ganz nüchtern, vielleicht, weil ich in meinem Hauptberuf ein nüchterner Ingenieur bin, der Nüchternheit dort, wo sie naturgemäß gegeben ist, anzuerkennen gelernt hat nur so ist sie realistisch zu begreifen. Jährliche, teure Sandaufspülungen an neu entstandenen kritischen Stellen haben sich bisher als die beste Schutzmaßnahme erwiesen. Gegen die Wucht der Wellen ist die Westerländer Kurpromenade anfällig.
Hörnum-Spitze durch Sturmbrandung bereits verformt. Foto: Möglicherweise Sylter Rundschau
1919 hat der Hamburger Arzt Dr. Knud Ahlborn ein Barackenlager der Wehrmacht des Ersten Weltkrieges im Klappholttal, nördlich von Kampen, vor dem geplanten Abriss zum Jugendlager, dann zum Kindergenesungsheim um- und ausbauen lassen, gelegen in der Dünenlandschaft auf halbem Wege nach List. Knud Ahlborn war auch ein engagierter Naturschützer, der den heilsamen Reichtum der Sylter Landschaft und des Meeres erkannt hatte und gegen Verletzungen dieser Schätze kämpfte.
Dr. med. Knud Ahlborn (re.) mit
Bundeskanzler Willy Brandt auf Sylt.
August 1971.
Wir
werden auf der Fahrt nach List das Sonnenland sehen und wie
durch genehmigte Vielfach- millionen- objekte die urwuchs- natürliche,
Insekten anziehende und heimische Flora fördernde Heide- landschaft
durch triste, landschafts- fremde Grüngras- anlagen missbraucht wird.
Ein Großbauherr und gewählter Lister Bürgermeister
strauchelte über seinen Betonklotzbau am westlichen Schlei-Ufer
in Schleswig und verschwand aus List auf Nimmerwiedersehen. Die Lister
Kommunalvertreter hätten dem Mann noch gerne weitere Flächen
geopfert, aber seine landschafts- und naturfeindlichen Visionen scheiterten nun in Kiel. Das
Sonnenland aber gibt es noch, der Häuserwert hat sich
längst in horrende Preise vervielfacht.