Nun
soll ja dieser Tag ein Erlebnistag sein und keine Fortsetzung
des normalen Schulunterrichts. Ich kann versichern, dass das,
was ich von Sylt berichten will, den Rahmen des normalen Schulunterrichts
sprengen wird. Ich hoffe, dass auch die unter uns weilenden Lehrer
noch etwas neues dabei finden werden. Das würde bedeuten:
Die Sache wird insgesamt nicht zu 100% langweilig gewesen sein.
Ich weiß, dass Worte wie Tertiär oder Diluvium sich
nicht nur langweilig anhören können, sondern obendrein
chinesisch.
Ich
hatte mich bei meiner Vorbereitung zu entscheiden: Wie erzähle
ich etwas von Sylt als unserem Hauptthema heute, ohne auf die
Herkunft dieser Insel einzugehen? Aber das wäre ja, als
erzählte man in einer Weise von sich selbst, als hätte
man seine Eltern für das eigene Dasein gar nicht gebraucht.
Also habe ich mich entschlossen, doch einiges Chinesisch in meinen
Vortrag mit aufzunehmen. Das Ganze habe ich dann vorsichtshalber
schriftlich festgehalten; Ich verteile das am Ende meiner Ausführungen,
dann kann man, wenn man will, einiges noch einmal nachlesen.
Wer es nicht nachlesen möchte, der sei trotzdem meiner ganzen
Sympathie versichert. Und überhaupt: Wir sind auf dem Weg
zur Insel, warum sollten wir die Zeit nicht nutzen, uns auf sie
einzustimmen? Dann sehen wir die Landschaft später mit anderen
Augen, anders jedenfalls als die vielen Touristen, die oft nur
am Strand liegen und abends in die Kneipe gehen. Sie lesen die
Getränkekarte rauf und runter, weil ihnen das Geld locker
sitzt und ein gutes Sylt-Buch viel zu teuer ist,. Dafür
kriegt man sechs Glas Bier. Und die Einheimischen? Glauben die
denn noch das, was sie in ihrer Inselnationalhymne singen?
Üüs
Sölring Lön, dü best üüs
helig; dü blefst üüs ain, dü best üüs
Lek! Din Wiis tö hualen sen wü welig; di Sölring
Spraak auriit wü ek. Wi bliiv me di ark Tir forbünen
sa lung üs wü üp Warel sen. Uk diar jaar
Uuning bütlön fünen, ja leng dach
altert tö di hen. Kumt Riin, kumt Senenskiin, kum junk of
lekelk Tiren, tö Söl wü hual aural;
wü bliiv truu Sölring Liren.
In der Standardsprache: Unser Sylter
Land, du bist uns heilig; du bleibst unser eigen, du bist unser
Glück! Deine Sitte zu halten sind wir willens; die syltringer
Sprache vergessen wir nicht. Wir bleiben mit dir jederzeit verbunden,
so lange, wie wir auf Erden sind. Auch die ihre Wohnung auswärts
fanden, sie sehnen sich doch allzeit zu dir hin. Kommt Regen,
kommt Sonnenschein, kommen dunkle oder glückliche Zeiten,
zu Sylt halten wir überall; wir bleiben treue syltringer
Leute.