Wider alle Wirklichkeitsverfälschung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DIE SEELENVERKÄUFER!
Na also, jetzt wissen wir's. Endlich. Von einem Roman- und Pseudosachbuch- schriftsteller. Hobbysegler. Lübbe-Verlag-Autor. Herr Soyener hat sich – gegen meine Mahnungen in einem telefonischen Zweistundengespräch sowie am Tage der Vorstellung meines Herausgeber-Buches „Pamir und Passat, die letzten deutschen Handelssegler“ am 1. 2. 2007 in Lübeck – zu viel vorgenommen. Aber Laien schreiben für Laien. Seine „über- raschenden Antworten“ innerhalb des SPIEGEL-Artikels haben teils rufmörderischen, teils lächerlichen Charakter.
Der SPIEGEL hat einige Leserbriefe veröffentlicht, einer davon aus Wissenschaftlersicht, aber die Sicht eines seemännischen Laien. Weitere von Fachleuten oder Kennern der komplexen seemännischen Praxis. Es ist nicht gut, Wirklichkeit aus egoistischen Gründen zu verfälschen. Es ist nur gut, präzise zu recherchieren und auf die Integrität und Lauterkeit einzelner Personen zu achten, einerlei, wann sie gelebt haben. Es muss hieb- und stichfest bewiesen sein, dass einzelne Personen oder Gruppen wirklich menschenverachtend gedacht, geplant und gehandelt haben. Im folgenden gebe ich eine E-Mail an den Enkel des damaligen „Pamir“-Reeders und meinen Leserbrief zur Gänze wieder. Natürlich war ich und bin ich empört...
Datum: 18. Jun 2007 20:41 – Betreff: PAMIR im SPIEGEL
Hallo Herr Entz-von Zerssen, danke für die SPIEGEL-Mitteilung. Ich wusste es (ahnte es schon sicher), dass Soyener auf dieser billigen Ebene beim Lübbe-Verlag zu seinem Erfolg kommen will. Laien schreiben für Laien – und haben damit oftmals ihren Umsatz (siehe TITANIC, LENGEDE usw., und eben auch PAMIR). Jedenfalls reicht das, was der SPIEGEL als Dokument oder als Zitat wiedergibt, keineswegs als ein Beweis für all diese Negativ-Behauptungen aus. Die meisten Argumente sind bisher sogar lachhaft. Ich habe viele Experten-Aussagen, die das bestätigen. Und es gibt viele Experten-Aussagen, die das Gegenteil nach wie vor begründen können. Soyener mag sicherlich ein rechtschaffener Mann sein, aber er kann die Komplexität des Gesamtgeschehens, das zum Pamir-Untergang führte, nicht durchblicken. Vor allem bedeutet das immer: Arbeit, Studium, Recherche, Mathematik, Logik, Ernsthaftigkeit, Wahrheitsliebe, echte Hingabe zur Geschichtlichkeit. Schöne Grüße, Ihr Erich R. Andersen
 
Mein ungekürzter Leserbrief an den SPIEGEL:
Zu "Die Seelenverkäufer", DER SPIEGEL Nr. 25/18.06.07. Arrogante Laien maßen sich an, über das historische Gesamtgeschehen, das zum Untergang der "Pamir" führte, ein wahrhaftiges Urteil abzugeben, und ihre irrationalen Vorstellungen werden vom überwiegend laienhaften Publikum allemal eher aufgenommen als jede Expertenkenntnis. Das allerdings wissen die Wirklichkeitsverzerrer. Was der Artikel an Dokumenten und Meinungen aufweist (auch solchen, die dem Zweck hinmanipuliert sind), reicht bei weitem nicht aus, um dem Lübbe-Schriftsteller Soyener glauben zu können. Diesen Verdacht habe ich ihm bereits Anfang Februar in Lübeck mitgeteilt. Der SPIEGEL-Artikel enthält fachliche Selbstverständlichkeiten (z.B. Wiederholung von Anweisungen an Bord), die als negative Besonderheit missbraucht sind, und Daten (z.B. die Codierung von Unfallmöglichkeiten), wie sie auch heute noch im Gebrauch sind. Nach 50 Jahren lässt sich eine überzeugende Be-(Ver-)urteilungs- qualität nicht mehr glaubwürdig hervorkonstruieren. Die Beweisführung durch alte Dokumente misslingt offensichtlich. Hingegen sprechen zahlreiche zeitnahe Dokumente, Erlebnisberichte, Fachaufsätze und -stellungnahmen in meinem Anfang dieses Jahres erschienenen Sachbuch jene Sprache, die nicht davon ausgeht, eine möglichst große, zahlende Leserschar zu gewinnen, sondern nur das eine zum Ziel hat: dem Ablauf der Wirklichkeit in ihrer ganzen Komplexität so nahe wie möglich zu kommen.
Erich R. Andersen, Herausgeber "Pamir und Passat – die letzten deutschen Handelssegler", ISBN 978-3-939533-53-5