Das über viele Jahre sich erstreckende SHHB-Angebot einer in Kappeln langwochenendlich durchgeführten niederdeutschen Schreibwerkstatt fand großen Anklang bei vielen interessierten Menschen auch außerhalb Schleswig-Holsteins. Germanist und Literaturwissenschaftler Dr. Willy Diercks, Landesgeschäftsführer des SHHB, leitete die anspruchsvollen Kurse, unterstützt von sachkundigen NDR-Reportern und von erfahrenen Autoren und Autorinnen der erzählenden und der dramatischen Literatur.
Niederdeutsche Texte leser-, hörer- oder zuschauerwirksam zu schreiben heißt: Sich in der plattdeutschen Sprache nicht nur einigermaßen auszukennen, sondern von ihrem starken Wortschatz, ihrem bildhaften Satzbau und dem allgemein-sprachlichen Umgang nativ plattdeutsch sprechender Menschen zu wissen und dieses übertreibungslos, auch im Hinblick auf Sprachwandel, anzuwenden. Davon losgelöst gibt es sprachunabhängige Voraussetzungen zum literarischen Schreiben, z.B. Denk-, Sprach- und Schreibstil, Erzählzeit und erzählte Zeit, treffender Ausdruck, Angemessenheit u.v.a.m., und es gibt Unterschiedlichkeiten zwischen erzählender Prosa, dramatischen Texten für Theater oder Hörspiel, biographischem Schreiben, epischen Werken, Lyrik usw.
Ein Blatt vom Niederdeutschen Ausschuss des SHHB informierte nicht nur die Ausschussmitglieder, auch sonst an der niederdeutschen Kultur Interessierte über das, was in diesem anspruchsvollen Bereich von Politik und Gesellschaft und vom SHHB geplant, in Aussicht gestellt oder bereits durchgeführt worden war, dazu Meinungen, Vorschläge und Stellungnahmen aus dem Mitgliederkreis.
Diese Liste macht deutlich, dass im Nieder- deutschen Ausschuss des SHHB jeweils sach- kompetente namhafte Mitglieder nicht nur lebhafte Diskus- sionen landesweit vor- handener Aktivität führten, sondern vor allem Vorschläge und feste Planungen erarbeiteten zu Besuchen relevanter Institutionen, zu Unterstützungsangeboten betreffend Spracherwerb und -historie, zur Duchführung von Kursen und Seminaren, zur Förderung von Autoren plattdeutscher Texte oder zum Einbringen eines Fachkreises in die Landespolitik, u.v.a.m.
Der standardsprachliche Text zum Landeshaus, zum Landtag und zur Kunst und Kultur im Landeshaus wurde von Dr. Diercks und mir ins Plattdeutsche übertragen eine interessante Aufgabe, nicht oberflächlich durchführbar, heißt: Das bedeutete Arbeit übers Jahr, etliche Zusammenkünfte, 1992 schließlich für die Allgemeinheit veröffentlicht.
Im geräumigen und
großzügig ausgestatteten Gartenhaus in Koldenbüttel, unser Wohnort für 22 Jahre, bevor der Umzug nach Wenningstedt/Sylt
erfolgte, trafen sich aus weiten Teilen des Landes alljährlich bis zu 25 Freunde und Freundinnen der niederdeutsch-anspruchsvollen Kultur,
um in dieser Sprache Literatur aller Sorten vorzutragen, zu hören und miteinander zu sprechen. Dr. Willy Diercks und Ingobert
Andresen kamen hier überein, den Kappelner Literaturpreis ins Leben zu rufen. Wolfgang Wintzen, Die Welt-Journalist,
berichtet einmal darüber.
Im Auftrag des Landtagspräsidenten Heinz-Werner Arens den Text der Landesverfassung juristisch sicher
ins Plattdeutsche zu übertragen war in Satzbau- und Wortfindung auf ein hohes Niveau zu setzen. Das erforderte brauchbares
Hoch- und Niederdeutschmaterial sowie weitere zweckmäßige Hilfsmittel, eingeschlossen in weiser Voraussicht eine Flasche Hennessy
zugunsten stringenter Arbeitsmoral auf Sylt, um einen Verfall in sommerliche Strandurlaubslaunen auszuschließen...
In Kooperation mit Dr. Jochen Waack vom Wissenschaftlichen Dienst im Landeshaus wurde das Arbeitsergebnis letztlich im Jahr 2000 für die
Öffentlichkeit herausgegeben. Spätere Modifikationen wurden jeweils in den niederdeutschen Text übertragen und als
geänderte Verfassung des Landes erneut veröffentlicht.
Wiederholungssendung meines Hörspiels. Regie: Dirk Böhling. Nach vielen Jahren treffen sich die alten Schulfreunde noch einmal: Kalli, der in seinem kleinen Dorf geblieben ist, und Stefan, der weit herumgekommen ist und etwas aus sich gemacht hat. Ein gemütlicher Abend mit den Ehefrauen soll es werden. Aber ein Schatten schiebt sich über das Wiedersehen. Hörspiel-Werkstätten führten auch Dr. Jochen Schütt von Radio Bremen und den Niederdeutschen Ausschuss des SHHB zusammen. Biografisches Erzählen wurde interessierten Teilnehmern in Schreibwerkstattfolgen erfolgreich angeboten.
Ja, geht das? In meinem Hörspiel Trinidad denken Maria aus Port of Spain als emotional ausgeprägte Figur und ihr Sohn José englisch, aber sprechen plattdeutsch. Beide wissen nichts von dieser Sprache und haben niemals davon gehört. Siehe auch: Exkurs zur Radio Bremen-Seite.
Oben: Ein Peter-Harry-Spaß
Unten: Ein Heinz-Werner Arens-Dank