Aus dem Privat-Archiv

Mit Edgar Bessen verband mich schnell eine sympathisch-freundschaftliche, wortehrliche Nähe, als ich ihn Mitte der 1980er Jahre anlässlich einer meiner frühen Begegnungen mit Hörspielautoren, schauspielerischen Sprechern und Sprecherinnen, Regisseuren und Radio Bremen-Mitwirkenden im Sendehaus kennenlernte. Das vertiefte sich in einem ungestörten Nachtgespräch am Bartresen im Bremer Queens-Hotel, dann in Hamburg, Koldenbüttel und auf Sylt, wo meine Frau und ich ihn vom Bahnhof Westerland abholten, nach Keitum zu seiner gelungenen Lesung aus deftigen Horst Janssen-Texten begleiteten und zum Bahnhof zurück brachten. Auf einer Insel zu leben, sagte er, sei nicht seine Sache, das sei ihm unvorstellbar, für sich brauchte er sein geliebtes Hamburg. 1999 verbrachten wir mit ihm und seiner Frau Heidi einige anspruchsvolle Speis-und-Trankstunden bei Randel an der Poppenbütteler Landstraße. Hier besprachen wir auch das Programm, nach dem Edgar im Koldenbütteler Gasthaus seinen abendfüllenden Vortrag abhalten würde. Die Vergütung seiner Lesungen und Erzählungen war von ihm als Freundschaftshonorar in entsprechend freundschaftlich bestimmter Höhe festgesetzt worden. Edgar erschien bereits zu einem gemeinschaftlichen Essen mit Bürgermeister Walter Clausen und weiteren dazu eingeladenen Gästen, nach dem Auftritt ergab sich eine lockere Zusammenkunft, im Bild der Bürgermeister neben unserem Vortragskünstler, bevor sich dieser auf den Weg zurück nach Hamburg machte.

 

Aus dem Privat-Archiv

Zu unserem Abschied von Koldenbüttel nach 22 Jahren Mitbürgerschaft im Haus Nr. 27 an der Dorfstraße waren die Gemeindebürger zu Edgars Vortragsabend eingeladen. Sein Bekanntheitsgrad war sehr hoch, das entsprach seinen schauspielerischen Leistungen nicht nur in den Ohnsorg-Theaterjahren, sondern auch als stimmkompetenter Radio-Hörspielsprecher, als Schauspieler in Kino- und Fernsehfilmen und durch seine Auftritte auf unterschiedlichen Bühnen in Hamburg und anderen Orten, so auch in Westerland. Edgar (den in seiner Bühnenanfangszeit Walter Scherau liebevoll Eddel nannte) erhielt vom dankbaren Publikum starken Applaus, unser Abschiedsabend war gelungen, und so setzte ich mich bald darauf hin, um zum Dank ein allein auf ihn abgestimmtes Hörspiel zu verfassen, dessen Monolog auch von ihm gesprochen werden sollte. Senderredakteur Dr. Jochen Schütt schlug statt meines Titels den Titel „Vermisst“ vor, der auch besser passte. Und so setzte Edgar stimmgewaltig den Text zum 50 Minuten-Hörspiel um, begleitet von Hans Helge Ott in der Regie. In fünf Bundesländern ging das Stück am 15. April 2000 und folgende über den weiten norddeutschen Äther. – Edgar Bessen wurde am 11. November 1933 geboren, erlernte das Tischlerhandwerk und absolvierte eine Schauspielschule. Der NDR-Sender HH 90,3 ehrte ihn am 7. Dezember 2003 zu seinem 70sten Geburtstag mit einer abendfüllend kurzweiligen Radiosendung. Er starb am 2. Februar 2012. Seine Grabstätte befindet sich auf der Ohlsdorfer Friedhofsanlage in Hamburg nahe der Grabstätte seines Onkels und Schauspielers Henry Vahl.

             Zurück zum Plattdeutschen